Die Macht der Worte

„Warum kommst Du so spät?“ Diese Frage empfinden viele Menschen als vorwurfsvoll. Sie reagieren beleidigt und versuchen sich gegenüber dem Fragenden zu verteidigen. Ein „weshalb kommst Du so spät?“ bedingt dagegen, dass Partner oder Mitarbeiter meist ruhig und sachlich begründen, was dazu geführt hat, dass sie unpünktlich sind. Von einem „Weshalb“ fühlen sich Gesprächspartner viel weniger angegriffen als von einem „Warum“. Wieso dies so ist, hängt vermutlich mit der Kindheit zusammen, in der es häufig hieß, „warum hast Du nicht…“. „Warum“ als Fragewort kann dafür sorgen, dass Gespräche sich verhärten. Bei Alternativen wie „wieso“, „wie“ oder „was“ ist dies viel weniger der Fall.

Ähnlich negativ besetzt wie „warum“ ist das Wörtchen „aber“. Oft stellt es bereits geäußerte Meinungen sofort wieder in Frage, wie bei „das ist wahr, aber ….“. Ein „aber“ kann abwerten, z. B. bei „Deine Ausführungen finde ich gut, aber…“. Mit der mit „aber“ beginnenden 2. Satzhälfte wird das Lob des ersten Teils wieder zurückgenommen und aufgehoben. Ein „aber“ ist nicht immer leicht zu ersetzen. Gute Alternativen und weniger gering schätzend sind Begriffe wie „allerdings“ oder „indessen“.

Die Wahl der Worte und wie sie eingesetzt werden, bestimmt darüber, wie ein Gespräch verläuft. Besonders in Gesprächen mit Mitarbeitern, mit Kolleginnen und Kollegen, im Coaching- oder Therapiegespräch üben die gesagten Worte viel Macht aus. Ein flapsiges oder ein falsches Wort oder ein abschätziger Satz können das Gegenüber tief verletzen. Oder die Sätze rufen Widerstände hervor, die dann nur schwer zu durchbrechen sind. Zum Beispiel bedingt ein rechthaberisch vorgetragenes „das stimmt nun überhaupt nicht…“ oft genug die trotzig klingende Antwort „doch das stimmt, ich irre mich nicht“. Mit der Folge, dass beide Gesprächsteilnehmer auf ihrem Standpunkt beharren und nicht mehr an der Lösung des auf dem Tisch liegenden Problems mitwirken möchten.

Sorgsam gewählte Worte und Sätze dagegen vermeiden Missverständnisse und verhindern Konflikte. Ein erster Beitrag dazu sind beispielsweise die sogenannten W-Fragen, die mit „wieso, wann, wo, wie, welche“ … beginnen. Sie helfen dabei, sachlich zu diskutieren ohne persönlich zu werden.

Checkliste

 

1.) Worte wie z. B. „zweifellos“, „absolut richtig“, „alternativlos“ provozieren. Oder die Worte: „Du musst…“. Und Worte laden ein, etwa in Sätzen wie „was wünschen Sie sich stattdessen? „Ich meine, dass…was denken Sie?“.

2.) Die sogenannten kleinen Worte wie „konkret“ oder „genau“ verhelfen dazu, eine klare Antwort zu bekommen, z. B. auf die Frage, „was meinen Sie damit konkret?“, wenn jemand sich allgemein und unbestimmt über einen Sachverhalt äußert.

3.) Worte verraten auch, wie es innerlich in einer Person aussieht. „Ich bin ent-täuscht“ drückt zum einen die „Ent-Täuschung“ aus und das ungute Gefühl, womöglich schon längere Zeit nicht wahrhaben zu wollen, wie der andere wirklich ist. Doch jetzt ist die „Ent-Täuschung“ zu Ende.

Ein anderes, wenn auch altmodisch klingendes Wort ist „lang-mütig“, das erzählt, das jemand lange Mut hat und dafür das Risiko übernimmt.

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