Body Talk

Sollten wir auf die Worte des russischen Präsidenten Wladimir Putin hören oder lieber seine non-verbale Sprache versuchen zu erfassen? Das Weiße Haus und US-Präsident Barack Obama haben sich offenbar dafür entschieden, nicht nur seinen Worten zu lauschen (Die Welt online, 7. März 2014, „Body Leads“). Sie beauftragten Experten für Körpersprache damit, Putins Körperhaltung, Stimme und Mimik genau zu analysieren, nachdem er sich am 4. März bei einer Pressekonferenz zur Lage in der Ukraine geäußert hatte. Hinter dem Auftrag, Putins non-verbale Kommunikation besser zu verstehen und womöglich entschlüsseln zu können, steckt das Wissen, dass wir uns mit unseren Mitmenschen zu einem erheblichen Teil ohne Worte verständigen und dass unsere Signale, die wir mit unserer Körpersprache, unserer Stimme und unserer Mimik aussenden, relativ genau unsere innere Stimmungslage wiedergeben. Putin, so die Experten, habe zum Beispiel seine zornigen Worte zunächst mit friedfertigen Gesten begleitet und habe damit versucht, die Journalisten in die Irre zu führen. Im Laufe der Pressekonferenz habe seine Körpersprache allerdings immer deutlicher und klarer gezeigt, dass er innerlich angespannt gewesen sei und viele seiner Gesten hätten auf innere Wut schließen lassen.

Unsere Körpersprache kann unseren Mitmenschen also „verraten“, wie unsere momentane Stimmungslage ist. Vorausgesetzt, unser Gegenüber kennt uns und weiß, welche non-verbalen Signale wir üblicherweise aussenden. Darüber hinaus gibt es allgemein gültige Körperhaltungen, die wir bei unserem Gegenüber beobachten können, wenn wir es gelernt haben, sie einzuordnen. Nach vorne hängende Schultern drücken meistens aus, dass wir traurig sind. Vermeiden wir den Blickkontakt mit unserem Gegenüber, dann ist er uns entweder gleichgültig oder wir sind schüchtern und fühlen uns ihm gegenüber nicht gewachsen. Lieben wir es, beim Reden die Hand in der Hosentasche zu lassen, dann kann dies bei unseren Zuhörern Aggressivität auslösen. Statt unseren womöglich klugen Worten zuzuhören, versuchen sie dann, mit den ihnen unangenehmen Emotionen umzugehen. Unsere Rede verpufft.

Bis zu einem gewissen Grad lässt sich unsere Körpersprache trainieren. Wir können lernen, aufrecht zu stehen und dabei unsere Schultern zu senken. Damit drücken wir Selbstbewusstsein aus. Vertrauenserweckend sind Hände, die unser Gesagtes unterstreichen, ohne dabei hektische Bewegungen zu machen.

Ein angedeutetes Nicken unseres Gegenübers mit dem Kopf drückt aus, dass er uns versteht. Schaut er dagegen zur Seite, wenn wir gerade etwas Wichtiges darlegen, dann sollten wir versuchen, ihn mit einem anderen Argument doch noch von unserer Sache zu überzeugen.

Wir wissen nicht, ob der ehemalige KGB-Mann und heutige russische Präsident ein Training in Körpersprache gemacht hat. Jedenfalls scheint er, wie beim Konflikt mit der Ukraine, gewollt oder ungewollt seinem Gegenüber Einblicke in sein Inneres gegeben zu haben.

Checkliste

 

1.) Unsere Körpersprache erzählt viel über und von uns: Wenn wir mit unseren Mitmenschen sprechen, dann tragen je nach Situation nur etwa 7 – 30% unserer Worte zur Kommunikation bei. Zu 20 – 40 % kommunizieren wir über unsere Stimme und zu über 50% mit unserer non-verbalen Körpersprache.

2.) Die Menschen haben lange, bevor sie ihre Sprachen entwickelt haben, sich non-verbal verständigt. Deshalb ist die Körpersprache in vielen Ländern ähnlich und wird auch ähnlich wahrgenommen und interpretiert. Kulturelle Unterschiede gibt es zum Beispiel beim Blickkontakt. In China und Japan gilt der offene und direkte Blick als unhöflich.

3.) Körpersprache lässt sich bis zu einem gewissen Grad trainieren. Für ein Bewerbungsgespräch ist es zum Beispiel hilfreich, wenn wir vorab geübt haben, die Schultern entspannt nach unten hängen zu lassen und dabei aufrecht zu sitzen ohne steif zu wirken. Ein gerader Kopf statt einer schrägen Kopfhaltung und ruhige Kopfbewegungen statt hektisches Hin- und Herwackeln lassen uns selbstbewusst und in uns ruhend wirken.

4.) Sitzen wir uns bei einem Gespräch gegenüber, dann sollten wir uns nicht schräg hinsetzen, sondern unserem Gesprächspartner unsere Front zeigen. Denn damit sagen wir mit unserer Körpersprache, dass wir uns dem Gespräch stellen und ihm nicht ausweichen.

 

Tipps zum Lesen

http://www.welt.de/politik/ausland/article125525652/Wie-Obama-Putins-Koerpersprache-entschluesseln-laesst.html

Baßin, Ann-Christin: Sicheres Auftreten, 2011, Humboldt Verlag,

ISBN: 9783869104768

Molcho, Samy: Das ABC der Körpersprache, 2006, Ariston Verlag,

ISBN: 9783720528412

Navarro, Joe: Menschen lesen, 2010, mvg Verlag, ISBN: 9783868822137

Schmid-Egger, Christian, Krüll, Caroline: Das Trainingsbuch, 2012, C.H.Beck Verlag, ISBN: 9783406636240

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