Assessment Center

Kaum hatte Katharina B. ihre Bewerbung als stellvertretende Leiterin der Wirtschaftsförderung einer ostdeutschen Großstadt abgeschickt, da erhielt sie bereits die Einladung zu einem Assessment-Center. „Worauf muss ich dabei achten und wie kann ich mich vorbereiten? In 14 Tagen soll ich einen ganzen Tag lang ein Assessment Center (AC) durchlaufen, das ein externes Beratungsunternehmen für die Stadt durchführt.“ Bislang hatte die Verkehrsplanerin in den ersten fünf Jahren nach ihrem Studium erfolgreich freiberufliche Projektarbeit im Bereich Stadtentwicklung und Grünplanung geleistet. Ein AC hatte sie noch nicht erlebt und mit Hilfe einer Beratung wollte sie sich gründlich darauf vorbereiten.

ACs wurden zu Beginn der 20er Jahre des vorherigen Jahrhunderts an der Universität Berlin entwickelt und werden seit den 50er Jahren vor allem zur Auswahl von Bewerbern für eine neu zu besetzende Stelle oder in der Personalentwicklung eingesetzt. Meistens dauern sie ein bis zwei Tage und lösen wegen ihrer intensiven Tests, Übungen und Interviews bei vielen Bewerbern Besorgnis aus. Auch Katharina befürchtete, im AC zu versagen und sich damit ihre Chance auf den Traumjob zu verspielen.

Dabei können ein paar Spielregeln helfen, ein AC gut zu überstehen. Die allerwichtigste lautet: ACs sind teuer. Wenn ein Unternehmen eine Bewerberin, einen Bewerber dazu einlädt, dann haben die Kandidaten bereits wichtige Bewerbungshürden geschafft und neben ihnen sind nur noch wenige Mitbewerber im Rennen. Deshalb sollten sich ausgewählte Kandidaten selbst herzlich zur Einladung gratulieren und daraus Kraft für das auf sie zukommende AC ziehen.

Ansonsten basieren ACs auf zwei Bedingungen. Sie sollen einerseits dem Unternehmen objektive oder objektiv erscheinende Kriterien für die Auswahl des Jobbewerbers, der Jobbewerberin an die Hand geben und andererseits die Bewerber möglichst ganzheitlich, umfassend und nicht zuletzt unter Zeitdruck testen und stressigen Situationen aussetzen. Die in einem AC gestellten Aufgaben und Tests können deshalb meistens in der dafür vorgegebenen Zeit gar nicht gelöst werden. Die zu knapp bemessene Zeit für das Bearbeiten der gestellten Fragen soll die Kandidaten vielmehr herausfordern. AC-Kandidaten sollten dies während des ACs immer vor Augen haben und statt sich zu stressen, sich vor allem darauf konzentrieren, das Wesentliche einer Fallstudie oder eines Tests herauszuarbeiten, bei ihren Antworten klare Prioritäten setzen und am Ende gut und ruhig begründen, weshalb sie sich für die von ihnen präsentierten Lösung entschieden haben. Dann haben sie große Chancen, das AC zu packen und am Ende den Traumjob zu ergattern. Wie Katharina B.

Checkliste

 

1.) In einem Assessment Center können die Übungen reichen von einer sogenannten Postkorbübung, bei der das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen und nach Dringlichkeit zu bearbeiten ist, über Rollenspiele, Präsentationen, Interviews, psychologischen Tests bis zum angemessenen Small Talk mit den richtigen Fragen.

 

2.) Die meisten Aufgaben in einem AC sind unter Zeitdruck zu bearbeiten und lassen sich unter den vorgegebenen Bedingungen nur selten komplett lösen. Bewerber sollen anhand der gestellten Übungen und Fallbeispielen zeigen, wie sie unter Stress arbeiten und denken und wie sie unter schwierigen Arbeitsbedingungen mit ‚Kollegen‘ und ‚Vorgesetzten‘ umgehen. Etwa, ob sie auch unter Druck freundlich und zugewandt bleiben.

 

3.) Fragen nach persönlichen Problemen sollten Bewerber freundlich und zurückhaltend zu beantworten. Auch wenn hartnäckig weitergefragt wird.

 

4.) In einem ein- bis zweistündigen Bewerbungsgespräch kann sich ein Kandidat noch hinter einer Fassade verstecken und für eine gewisse Zeit eine bestimmte Rolle spielen. „Sei einfach Du selbst, es gelingt Dir eh nicht, etwas anderes darzustellen…“ oder kurz: ‚Authentizität‘ ist ein wesentlicher Baustein zum Erfolg in einem AC.

 

5.) Das AC ist erst dann zu Ende, wenn sich die Türen des Unternehmens oder der Beratungsfirma wieder schließen. Am Ende des AC-Tages scheinbar entspannend klingende Aufforderungen der Berater, sich doch zum Abschluss offen über das gerade erlebte Assessment Center und die Mitbewerber zu äußern, sind ebenfalls zurückhaltend-freundlich zu beantworten. Denn auch diese Antworten fließen in die Bewertung mit ein.

Tipps zum Lesen

 

Stärk, Johannes, Assessment Center erfolgreich bestehen, 2011,

ISBN: 9783869361840

Beiträge, die Sie auch interessierten könnten