Gäbe es nur die nervigen Kollegen nicht…
Ach wäre der Beruf schön, gäbe es die nervigen Kollegen nicht. Jeden Tag sind wir mit ihnen konfrontiert. Noch ehe das morgendliche Teammeeting los geht, wissen wir, dass Frau X zu allem Nein sagen und langatmig ihre ewigen Bedenken äußern wird und dass Herr Y auch heute wieder sein Fähnchen nach dem berühmten Wind hängt und keine eigene Meinung hat Schlimmer sind Frau Meier und Herr Müller. Die eine textet uns zu, wenn wir nicht aufpassen, der anderen liebt es, wichtige Informationen für sich zu behalten und uns dann in Gegenwart der Chefin ins offene Messer laufen zu lassen.
Vermutlich gehört der richtige und professionelle Umgang mit schwierigen Kollegen zu den größten Herausforderungen im beruflichen Alltag. Denn nur selten können wir uns unsere Kolleginnen und Kollegen aussuchen. Und ändern können wir sie auch nicht. Was also tun, wenn wir nervigen Kollegen nicht ausweichen und sie nicht vermeiden können. So schwer es manchmal auch ist: Der erste hilfreiche Schritt ist das Akzeptieren der Stärken und der Schwächen unseres Gegenübers, selbst wenn wir dazu kräftig die Zähne zusammenbeißen und mehrmals tief ein- und ausatmen müssen, ehe uns dies gelingt. Manchmal hilft uns auch ein Perspektivenwechsel und ein anderer Blick auf den anstrengenden Kollegen: Hinter einer Besserwisserin steckt oft ein sehr unsicherer Mensch. Ein Intrigant lechzt nach Macht, die er aufgrund seiner beruflichen Situation nicht hat, von der er jedoch glaubt, er habe sie verdient. Ein Poser, der gerne die Ideen anderer als seine eigenen verkauft, ist entweder über alle Massen von sich überzeugt oder innerlich ebenfalls tief verunsichert.
Wir erkennen jetzt zwar, was sich hinter den Kulissen eines uns stressenden Kollegen abspielt. Damit nervt er uns jedoch nach wie vor, und wir haben damit nichts an der konkreten Situation geändert. Ein paar Tipps mögen vielleicht dazu beitragen, unser Ziel zu erreichen, eine möglichst unangestrengte und arbeitsverträgliche Atmosphäre in unserem beruflichen Alltag herzustellen: Respekt dem anderen gegenüber gehört in erster Linie dazu. Oder ein entschieden ausgesprochenes Nein, wenn der Kollege wieder einmal seinen Ärger an uns auslässt oder uns die von ihm ungeliebte Arbeit kommentarlos auf den Tisch knallt. Zielführend ist zudem eine große Portion Gelassenheit, z. B. gegenüber einem böswilligen Angriff wie, ‚hast Du mal wieder nicht nach Hause gefunden‘. Mit einem ‚was meinst Du damit‘ lässt sich die Attacke parieren ohne dabei zurück zu schlagen. Und die berühmten Nörgler, die stets davon überzeugt sind, dass die Idee nicht umsetzbar, das Produkt nie marktfähig ist und Marketing Strategie sowieso nie funktioniert, lassen sich manchmal aushebeln mit Sätzen: ‚weshalb wird es nicht funktionieren?‘. Manchmal ist auch ein entschiedenes Grenzen setzen und ein deutliches Gespräch über Fehler und Fehlverhalten erforderlich und zielführend.
Mit einer entspannten und aufrechten, offenen Körperhaltung signalisieren wir unseren Kolleginnen und Kollegen außerdem Selbstbewusstsein und Klarheit und die deutliche Botschaft: Bei mir kommt das nervige Verhalten nicht (mehr) an.
Tipps zum Lesen
Hershon, Marc, Littmann, Jonathan, Das Kollegen-Hasser-Buch, 2010, Carl Hanser Verlag, ISBN: 9783446423497