Wenn wir uns minderwertig fühlen

Minderwertige Ware packen wir uns vermutlich nur selten in den Einkaufskorb. Wir wollen das Bestmögliche für unser hart verdientes Geld im Supermarkt oder Einkaufszentrum bekommen. Im Berufsalltag handeln wir anders. Wir nehmen es hin, dass wir uns minderwertig fühlen, dass wir unsere Umgebung, unsere Kolleginnen und Kollegen – und oft genug auch unsere Familie und Freunde – als Konkurrenten empfinden, anstatt als Menschen mit jeweils ganz eigenen Stärken und Schwächen und als einzigartig, wie wir es eigentlich auch sind. Weil wir uns innerlich als unvollkommen empfinden, als kümmerlich, als klein und wertlos, versuchen wir äußerlich, die anderen klein zu halten, denn dann können wir uns groß und darüber erhaben erleben und müssen uns nicht mit unserem Gefühl der Minderwertigkeit auseinandersetzen und der Frage, wie wir damit umgehen. Wir spüren zwar, dass es uns viel Energie kostet, uns würdevoll zu geben und das möglichst noch mit hohen moralischen Ansprüchen an unser Gegenüber. Stellen wir uns jedoch vor, wir müssten diese Fassade aufgeben, dann haben wir das ungewohnte Gefühl, ohne Schutz und ohne Gerüst dazustellen. Einfacher und bequemer ist es für uns, unser Gefühl mangelhaft zu sein, zu verdrängen und stattdessen lieber dem anderen zu zeigen und mit Arroganz und sauertöpfischem Ethos zu vermitteln, wie er sich zu verhalten, zu handeln oder was er zu tun hat. Und gerne zeigen wir dann zumindest innerlich mit dem Zeigefinger auf den anderen und auf seine aus unserer Sicht falschen Perspektiven und Überzeugungen.

Manchmal fällt uns dabei auf, dass wir mit dem Zeigefinger mit nur einem Finger auf den anderen und mit den vier anderen unserer Hand auf uns selbst weisen. Stimmt uns dies nachdenklich, dann kann uns das Bild helfen, uns Fragen zu stellen, deren Antworten meist nicht einfach sind. Aber sie sind hilfreich gegen das nagende Gefühl in uns, nie unseren Ansprüchen zu genügen und ständig von Selbstzweifeln geplagt zu sein. Oft stellen wir dann beim ersten Blick in den Selbsterkenntnisspiegel fest, dass es für uns einfacher ist, unser Gegenüber zu be- und zu verurteilen, als uns selbst zu hinterfragen oder gar in Frage zu stellen. Gelingt es uns auf den zweiten Blick zu akzeptieren, dass wir uns in bestimmten Situationen oder an bestimmten Punkten als unvollkommen empfinden und dass wir dies verändern möchten, dann haben wir unsere Selbsttäuschungen aufgegeben und uns für den ersten Schritt hin zu einem selbst-bewussten und beziehungsreichen Dasein entschieden.

 

Checkliste

 

1.)Wenn wir uns minderwertig fühlen, dann empfinden wir uns oft als Opfer und reagieren entweder mit Aggressivität, mit großem Geltungsdrang, mit Arroganz oder in dem wir uns selbst überfordern und versuchen, immer und überall perfekt zu sein.

2.) Die Ursachen für unsere Minderwertigkeitsgefühle sind vielfältig. Sie entstehen beispielsweise, wenn wir als Kinder zu wenig gelobt oder zu oft in den Himmel gehoben wurden, und wir deshalb keine Chancen bekommen haben, zu lernen, uns selbst realistisch einzuschätzen und wahrzunehmen.

3.)Entscheiden wir uns, unsere Minderwertigkeitsgefühle anzusehen und sie abzubauen, dann können uns eine Therapie, ein Coaching oder das Gespräch mit Familie und Freunden dabei helfen. Wir können uns außerdem dabei selbst unterstützen, in dem wir uns bewusst machen, welche Stärken wir haben.

4.) Manchmal kann es für uns auch wichtig sein zu erkennen, dass wir sehr schnell dabei sind, andere Menschen zu verurteilen und auf sie herab zu sehen. Gelingt es uns stattdessen, uns auf die Stärken unseres Gegenübers zu fokussieren, dann werden wir es leichter schaffen, unsere eigenen Stärken wahrzunehmen und zu schätzen und das Minderwertigkeitsgefühl in uns abzubauen.

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