Achtung Foulspiel

Nicht nur auf dem Fußballplatz wird foul gespielt, sondern auch in Unternehmen, Institutionen und Behörden. Etwa, wenn ein Monologisierer mit seinen langatmigen Ausführungen eine ganze Sitzung lähmt und sich statt eines lebendigen Austausches nur müdes Gähnen im Raum ausbreitet. Oder wenn ein Vorgesetzter meint, uns in einem Gespräch seine eigenen Leistungen ausführlich und mit viel Pathos vortragen zu müssen, statt mit uns über die anstehenden Fragen zu diskutieren. Foul gespielt wird auch, wenn jemand unangemessene körperliche Nähe aufbaut. Z. B., in dem er sich unaufgefordert auf die Kante unseres Schreibtisches setzt. Elfmeterwürdig ist der Ideenklau. Von Kollegen wie von Vorgesetzten. Lösungswege, die wir entwickelt haben, Strategien, die wir mit viel Engagement ausgearbeitet haben, werden als eigene Leistungen ausgegeben ohne auf unsere Urheberschaft hinzuweisen.

Leider haben wir in unserer Arbeitswelt nur selten einen Schiedsrichter an unserer Seite, der das Foulspiel sieht und entsprechend abpfeift. In einer Sitzung ist es die Aufgabe des Moderators der Sitzung, etwa des Vorgesetzten, bei Monologen einzelner einzugreifen und sie zu kurzen, fundierten Redebeiträgen aufzufordern. Geschieht dies wiederholt nicht, können wir versuchen, die Zeit für uns sinnvoll zu nutzen. Beispielsweise, in dem wir uns Übungen für das Training des Gedächtnisses mit in die Sitzung bringen, kurze Gedichte oder Sprüche auswendig lernen oder schwierigere Kopfrechnungen üben. Gockelgespräche von Vorgesetzten können wir mit ähnlichen Strategien wie bei den Monologisierersitzungen erträglicher gestalten.

Dringen Menschen in unsere eigene „Bannmeile“, in unsere persönliche Distanzzone im Beruf von etwa 50 cm bis 120 cm ohne unser Einverständnis ein, können wir versuchen sie abzuwehren, in dem wir beispielsweise von unserem Schreibtisch aufstehen und uns auf Augenhöhe mit unserem Gegenüber begeben oder in dem wir bewusst einen Schritt zurück treten und uns dabei umschauen, wohin wir uns weiter zurückziehen können.

Erdreisten sich Kolleginnen oder Kollegen unsere Arbeit für die eigene auszugeben und auch nach Nachfragen keine Korrektur vornehmen zu wollen, dann sollten wir gemeinsam mit einer Kollegin oder einem Kollegen unseres Vertrauens das Gespräch mit dem Ideenklauer suchen. Schwieriger wird es, wenn ein Vorgesetzter Foul spielt. Hier ist genau zu prüfen, welche Konsequenten es hat, wenn wir ihn auf sein Vergehen hinweisen. Spielt er weiter Foul, sollten wir prüfen, ob wir die Abteilung oder das Unternehmen wechseln möchten.

   

Checkliste

1.) Zur Bannmeile im Beruf gehört nicht nur die körperliche Distanz, sondern auch der Respekt vor dem Arbeitsplatz der anderen. Sich beispielsweise unaufgefordert auf den Stuhl eines Kollegen, einer Kollegin an deren Arbeitsplatz zu setzen, empfinden die meisten als respektlos.

 

2.) Die persönliche Distanzzone im Beruf ist in den verschiedenen Kulturen unterschiedlich. Je nach Herkunft eines Gegenübers kann zu viel Distanz auch kühl und desinteressiert wirken.

 

3.) Wenn Sie häufiger an langatmigen Sitzungen teilnehmen müssen, können Sie gemeinsam mit anderen Leidensgenossen überlegen, wie Sie diese Termine erträglicher gestalten. Hilfreich kann sein, dass Sie gemeinsam dem Moderator Ihr Unwohlsein mitteilen und nachfragen, ob eine Änderung denkbar sei. Hilfreich kann auch sein, sich gut auf die Sitzung vorzubereiten und gezielte und konkrete Fragen zu stellen. Oder Sie machen den Vorschlag, nur bei den Themen anwesend sein zu müssen, die Ihre berufliche Tätigkeit betreffen.

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