Sommernächte
Lange, helle Abende, die endlos erscheinen, farbenprächtige Sonnenuntergänge, warme Sommernächte – manchmal scheint es, als gingen die Alltags-Uhren im Sommer langsamer, als dauere ein Tag länger als üblich. Dabei hat sich an den Herausforderungen des täglichen Lebens nichts geändert. Möglicherweise liegt es daran, dass es uns die langen Abende erlauben, uns ganz gemächlich von unserem Tag mit seinen vielen Anforderungen und Aufregungen zu verabschieden. Sommernächte bringen uns keine abrupt erscheinenden Übergänge von hell nach dunkel. Das Tageslicht verlässt uns in gemächlichem Tempo, und wir können dabei Schritt für Schritt den Tag loslassen und abschließen.
Milde Sommernächte draußen im Garten, im Park, auf dem Balkon, am See, am Fluss – sie können uns erleben lassen, wie es sich anfühlt, uns bedächtig und gelassen von dem was bereits hinter uns liegt, zu entlasten und befreit zu fühlen. Der nächste Tag erscheint uns in langen Sommernächten noch ganz weit entfernt, anstatt nur 6 bis 8 kurze Stunden. Womöglich ist das eines ihrer Geheimnisse. Sommernächte laden uns dazu ein, uns bewusst im Loslassen zu üben und dies Schritt für Schritt zu tun, so wie es uns eigen ist.
Verluste, Abschiede, Vergänglichkeit, sie gehören zu unserem Leben dazu. Wie das Ende unseres Berufslebens, der Abschied von einem geliebten Menschen, der Verlust von Fähigkeiten, die wir seit Jahrzehnten beherrscht haben oder die Erkenntnis, dass wir trotz aller Anstrengungen eine uns wichtige Aufgabe einfach nicht schaffen werden (und vielleicht nie mehr), dass sie uns nicht gelingen wird, dass alle unsere Mühen vergeblich waren.
Nach dem Ausleben unsere Gefühle des Schmerzes, der Wut, der Trauer, der Unzufriedenheit ermöglicht uns unser sukzessives Loslassen, unsere Ängste vor dem Neuen schrittweise aufzulösen und unseren Alltag neu zu erleben und wahr zu nehmen. Vielleicht gelingt es uns am Ende sogar, uns neu zu sehen und dabei zu erfahren, dass wir uns mit unserem Loslassen ein Stück innerer Freiheit zu schenken vermögen. Statt in einer für uns unguten Situation zu verharren und dem verzweifelten Versuch, diese krampfhaft festzuhalten, lösen wir uns von unserem ständigen Blick auf das Vergangene und beginnen zu akzeptieren, dass es Dinge gibt, die wir nicht ändern können.
Unsere innere Freiheit kann uns Kraft geben für neue berufliche Herausforderungen, neue persönliche Beziehungen oder dem Erlernen weiterer Fähigkeiten.
Genießen Sie Ihre Sommernächte
Checkliste
Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.
1.) Manchmal wundern wir uns, warum es uns so schwer fällt, uns von Mustern und Überzeugungen zu verabschieden, von denen wir seit langem wissen, dass sie uns nicht gut tun. Beispielsweise die Überzeugung, die im Coaching oft geäußert wird, dass wir nicht gut genug sind, die Kolleginnen und Kollegen sind besser, strukturierter, organisierter.
Hilfreich kann es dann sein, wenn wir uns fragen, was haben wir davon, wenn wir uns an unsere altbekannten Strukturen klammern? Brauchen wir vielleicht das Problem, weil wir sonst aufgefordert sind, Neues in unser Leben zu lassen? Etwas, das uns unbekannt ist?
2.) Loslassen kann ein schwieriger Prozess sein und so genannte Supporter, wie ein Coach, ein Therapeut, Freunde und Familie können uns darin oft gut unterstützen. Wir helfen uns selbst, in dem wir uns zunächst bewusst machen, dass wir mit unseren Gedanken unsere Gefühle beeinflussen. Entscheiden wir uns dann dafür, loszulassen, dann unterstützen wir uns dabei, dass wir innerlich oder auch ganz laut Stopp sagen, wenn der Gedanke, wir seien nicht gut genug, uns wieder einmal durch den Kopf schießt. Unsere Supporter erinnern uns regelmäßig an Stopp. Am Anfang wird es für uns schwer sein, uns von unseren lang antrainierten Überzeugung zu verabschieden. Im Laufe der Zeit fällt es uns immer leichter.
3. ) Wenn es uns am Ende unseres erfolgreichen Loslassen-Prozesses gelingt, Selbstvorwürfe, wir hätten zu lange in einer Situation verharrt und daran festgehalten, zu vermeiden oder wieder weg zu schicken, dann haben wir es geschafft und können mit Xaver Naido, dem Sänger der Söhne Mannheim, sagen: „Dieser Weg wird kein leichter sein … doch dieses Leben bietet so viel mehr.“
Tipps zum Lesen
Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:
Müller-Kainz, Elfrida, Loslassen, 2007, Integral Verlag, ISBN: 9783778791837
Engelbrecht, Sigrid, Der kleine Coach – Las los, was deinem Glück im Weg steht, Gräfe & Unzer Verlag, 2009, ISBN: 9783833813702