Intriganten
Ihr Talent für das Schauspiel ist beeindruckend. Über Jahre spinnen sie heimlich still und leise das Netz des Verderbens um ihr Opfer, umgarnen ihre Beute mit großer, fast unterwürfiger und lächelnder Freundlichkeit, während sie ihre Fäden der Gerüchte, Verleumdungen und hinterhältigen Machenschaften immer enger ziehen. Sehr geschickt agierende Intriganten werden von ihren Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten oft erst nach Jahren entdeckt. Bis dahin haben sie schon eine erhebliche Menge an Zwietracht an ihrem Arbeitsplatz gesät.
Wie bei Jago, dem gehässigen Fähnrich in der Tragödie „Othello“ von William Shakespeare, speist sich das intrigante Verhalten von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen häufig aus einer Mischung von übertriebenem Ehrgeiz und Enttäuschung über die eigene Stellung im Unternehmen. Sie fühlen sich beispielsweise zurückgesetzt bei der Besetzung von höheren Positionen und rächen sich auf ihre subtile Art und Weise solange, bis ihr Opfer sich nicht mehr zu wehren vermag und den Betrieb verlässt oder verlassen muss.
Intriganten brauchen als Umgebung ein Klima, in dem Misstrauen und Kontrolle überwiegen und in dem Vorgesetzte Denunziationen gerne ein offenes Ohr schenken, weil sie führungsschwach sind und sich lieber mit Klatsch und Gerüchten beschäftigen, als mit ihrer Verantwortung für den Betrieb. Werden beispielsweise Gerüchte sofort zurückgewiesen und öffentlich aufgedeckt, haben es Intriganten viel schwerer, ihren Einfluss auszuüben und das Vertrauen innerhalb eines Teams zu zerstören.
Selten versteifen sich Intriganten auf ganz üble Machenschaften, Sie agieren vielmehr sehr geschickt mit kleinen Lügen und Verdrehungen, halten bewusst Informationen zurück oder schmücken sich mit Ideen und Vorschlägen ihrer Kolleginnen und Kollegen. Sie schieben den anderen die Verantwortung für alles zu, sie sind an nichts Schuld und für nichts zuständig. Operieren sie gegenüber ihren Vorgesetzten, dann spielen sie oft den kleinen Jungen oder das kleine Mädchen, der oder das ganz hilflos ist und nicht weiß, was zu tun ist, um dann im nächsten Augenblick ihren Chef, ihre Chefin mit detailliert ausgearbeiteten Projektplänen und Arbeitspapieren zu überschütten, in denen irgendwo die geforderte Ausarbeitung versteckt ist. Finden sie Kollegen, die sie zum Mitmachen animieren können und leisten sie gleichzeitig fachlich Herausragendes, dann werden Intriganten besonders mächtig in einem Team. Intriganten ist nur schwer beizukommen. Wenn Sie Opfer einer Intrige sind, dann suchen Sie sich Verbündete, den Betriebsrat oder Ihnen vertraute Kolleginnen und Kollegen. Nur selten nimmt ein Intrigant den Kampf gegen mehrere auf. Er verkriecht sich dann lieber und sucht sich einen anderen Schauplatz für sein hinterhältiges Spiel.
Checkliste
Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.
1.) Manche Coaches und Personalberater empfehlen Unternehmen dringend, wenn irgendwie möglich, sich von Intriganten zu trennen. Denn Intriganten können Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzte systematisch daran hindern, ihre eigentliche Arbeit zu tun und boykottieren so nicht nur den Erfolg des Einzelnen, sondern ganzer Abteilungen oder Unternehmen.
2.) Intriganten zerstören das Vertrauen innerhalb eines Teams, das erforderlich ist für eine gute und gedeihliche Zusammenarbeit.
3.) Wenn Sie merken, dass Sie sich mitten in einer Intrige befinden, dann schreiben Sie Ihre Beobachtungen auf. Bitten Sie eventuell Kolleginnen und Kollegen um Unterstützung. Gerüchte weisen Sie von sich und machen sie diese öffentlich. Treten Sie Intriganten gegenüber sehr bestimmt auf und verweisen Sie auf die Konsequenzen, die das intrigante Spiel haben wird, wenn es weiter betrieben wird, bei Bedarf im Beisein von Zeugen wie dem Betriebsrat. Bleiben Sie höflich und gelassen im Umgang und beharrlich in den Konsequenzen. Zeigen Sie klar die Grenzen auf. Wenn in Ihrem Unternehmen keine Änderungen möglich sind, dann denken Sie über einen Wechsel des Arbeitsplatzes nach. Damit nicht am Ende Ihre Gesundheit unter der Intrige leidet.
4.) Intriganten ernähren sich auch durch Informationen über Ihr Privatleben. Geben Sie nichts von sich preis, nutzen Sie dagegen Ihre Fertigkeiten des Small Talks im Umgang mit ihnen.
5.) Ist Ihr Vorgesetzter ein Intrigant, dann brauchen Sie die Hilfe des Betriebsrates.
Tipps zum Lesen
Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:
Hirigoyen, Marie-France, Die Masken der Niedertracht: Seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann, 2002, dtv, ISBN: 9783423362887