Ich bin mir selbst bewusst…
„Egal, was ich mache, die anderen bekommen die spannenden Aufgaben, bei mir bleibt immer nur der Rest.“ Dabei, so mein Klient Wolfgang B. in der Beratung, sei sein Chef durchaus mit seiner Arbeit zufrieden. Das höre er in jedem Mitarbeitergespräch. Es mangle ihm allerdings an Selbstbewusstsein und deshalb schafften es die Kolleginnen und Kollegen immer wieder, ihn an die Seite zu drängen und an ihm vorbei zu ziehen. Für ihn habe das Coaching nur ein Ziel: Mehr Souveränität im Umgang mit anderen Menschen zu entwickeln. Er wolle endlich die feuchten Hände los werden, wenn er mit anderen spricht und das ungute Gefühl im Magen ebenso.
Weil mein Klient als Lektor gerne mit Sprache arbeitet, beginnen wir mit einer Analyse des Wortes Selbst-bewusst-sein. Ihm wird dabei deutlich, dass er sich selbst bewusst sein muss, wenn er souverän auftreten will. Sich selbst bewusst sein heißt, um die eigenen Stärken und die eigenen Schwächen zu wissen und zu lernen, dass das Bild, das wir von uns machen, nicht unbedingt das gleiche ist, das anderen von uns haben und das wir oft viel kritischer mit uns selbst umgehen, als Dritte es tun. Außerdem bedeutet sich selbst bewusst zu sein, zu erkennen, dass wir eine Reihe an „Glaubenssätzen“ in uns tragen, die uns oft genug daran hindern, angstfrei mit anderen zu kommunizieren und sicher aufzutreten. Etwa, dass uns niemand wirklich zugehört hat, wenn wir als Kind etwas erzählen wollten oder dass sich unsere Spielkameraden über uns lustig gemacht haben, weil wir wieder einmal den Ball nicht ins Tor schießen konnten mit unseren zwei linken Füssen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten gewesen, die eigentlich keine Bedeutung hatten, die uns jedoch seit unseren Kindertagen daran hindern, unsere Stärken auszuleben und auszubauen und unsere Schwächen anzunehmen und möglicherweise in Stärken umzuwandeln. Für Wolfgang B. war eine Erkenntnis in der Beratung besonders wichtig. Er hörte im Laufe der Zeit auf, sich ständig mit anderen zu vergleichen und sein Wissen und Können ausschließlich an anderen zu messen. Er begann stattdessen, seine Entwicklung und seine Fortschritte zu genießen und allmählich stolz auf die Dinge zu sein, die ihm gelangen, im Privaten wie im Beruf. Feuchte Hände hat er immer noch, wenn er seine Meinung vertreten muss, meinte er am Ende der Beratung. Die Aufgaben jedoch, die er inzwischen bearbeitet, sind spannend und bringen ihn beruflich weiter.
Checkliste
Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.
1.) Menschen mit einem gesunden Selbstbewusstsein kennen ihre Stärken und ihre Schwächen und gehen mit beiden souverän um.
2.) Selbstbewusstsein lässt sich trainieren – allein, mit einem Coach oder in einer Therapie. Etwa, in dem wir lernen, uns zu akzeptieren wie wir sind, ehe wir über Veränderungen nachdenken. Zum Beispiel anzunehmen, dass wir ein paar Kilo zu viel auf die Waage bringen. Weitere Schritte können dann sein, unsere ständige Kritik an uns auf ein normales Maß zu reduzieren, immer wieder stolz auf unsere Erfolge zu sein und aufzuhören uns ununterbrochen mit anderen zu vergleichen.
3.) Im nächsten Schritt können wir uns dann einen Fahrplan machen, was wir bis wann möglicherweise ändern möchten.
4.) Manchmal ist es auch sehr hilfreich, uns über ein paar Wochen oder Monate täglich leise sagen, dass wir uns lieben, schätzen, genießen und verehren und das mehrfach hintereinander.
5.) Ein weiterer Schritt zu mehr Selbstbewusstsein kann auch sein, ernst gemeinte Komplimente wirklich anzunehmen und zu genießen, statt sie verlegen abzutun.
6.) Mit einer souveränen Körpersprache unterstützen wir unser Selbstbewusstsein.
Tipps zum Lesen
Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:
Brunner, Samuel, König, Detlef, 30 Minuten für erfolgreiche Führungspersönlichkeiten, 2009, Gabal Verlag, ISBN: 978-3897494459
Topf, Cornelia, Gawrich, Rolf, Das Führungsbuch für freche Frauen
2007, Redline Wirtschaftsverlag, ISBN: 978-3636014665