Weshalb nicht ich?
„Immer bekommen die Kollegen die spannenden Aufgaben und mir gibt der Chef die langweiligen Sachen, zu denen ich keine Lust habe. Warum immer nur die? Weshalb nicht ich? Soviel schlauer als ich sind sie nun auch wieder nicht…“ Gedankensplitter, die wir vermutlich fast alle auf die eine oder andere Art kennen. Wir sind neidisch auf die anderen, weil sie die reizvolleren Arbeiten in unserem Betrieb machen dürfen, während wir uns mit den langweiligen Aufgaben abgeben müssen; sie sind erfolgreicher, sehen besser aus, sind zufriedener… .
Neid kann Karrieren beflügeln, aber auch Teams daran hindern erfolgreich zu sein. Gerade unter Freunden und Kollegen ist Neid besonders häufig. Viel weniger dagegen unter Personen, die beruflich nichts miteinander zu tun haben, wie der Direktor einer Bank und der Kassiererin eines Supermarktes. Neid am Arbeitsplatz spornt uns dazu an, mehr zu leisten und damit unsere Karriere voran zu treiben. Vorausgesetzt, wir haben die realistische Chance, unser berufliches Ziel zu erreichen. Missgunst kann jedoch auch zu Mobbing führen. Sie ist oft die Ursache für Gerüchte und Intrigen im Betrieb bis hin zu Sabotage, und herrscht sie unter den Mitgliedern eines Teams, dann werden gute, individuelle Leistungen als Erfolg aller ausgegeben ohne Hinweise auf den Urheber, die Urheberin.
Neid in einem Betrieb ist manchmal schwer zu erkennen. Denn kaum einer wird offen sagen, dass er neidisch auf einen Kollegen, eine Kollegin ist. Gibt es in einem Team ständig Schwierigkeiten und Konflikte, dann ist zu prüfen, ob die Ursache hierfür der Neid einzelner auf andere sein könnte. Nicht immer ist objektiv nachvollziehbar, weshalb jemand neidisch ist. Eine der Quellen für Neid ist ein geringes Selbstwertgefühl. Hier können Vorgesetzte und Teamleiter die Kollegen darin unterstützen, dass sie, statt sich auf die Schwächen zu konzentrieren und neidvoll auf die anderen zu blicken, ihre Stärken sehen und diese weiter entwickeln.
Checkliste
Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.
1.) Neid im Unternehmen ist oft schwer zu erkennen: Wird ein bislang engagierter Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin plötzlich ruhiger, dann kann es sein, dass Neid im Spiel ist. Und Frauen neigen immer wieder dazu, auf einen weiteren Karriereschritt zu verzichten, weil sie den Neid der Kolleginnen fürchten.
2.) Ein Unternehmen kann Neid vermeiden, in dem es Entscheidungen und Gründe für die Beförderung von bestimmten Mitarbeitern möglichst allen transparent macht, und in dem die vom Betrieb aufgestellten Spielregeln des Fair Play für alle gelten.
3.) Der Neid eines Mitarbeiters, einer Mitarbeiterin kann ein Team zerstören und Kolleginnen und Kollegen verzweifeln lassen. Chefs sollten Missgunst am Arbeitsplatz ernst nehmen und nicht glauben, dies fördere den Leistungswillen aller.
4.) Das Kennen und Weiterentwickeln der eigenen Stärken verhindert Neid auf andere.
5.) Neid sollte nicht verdrängt werden. Wenn ich neidisch bin, gilt es herauszufinden, weshalb ich es bin, und wie ich lerne, mit Wunsch und Wirklichkeit zurechtzukommen.
6.) Neid kann mich motivieren und dazu führen, dass ich mich weiterbilde, weil ich genauso Karriere machen möchte wie mein Kollege, meine Kollegin.
Tipps zum Lesen
Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:
Kast, Verena, Die Herausforderung durch unangenehme Gefühle
1998, dtv Verlag, ISBN 978-3423351522
Haubl, Rolf, Neidisch sind immer nur die anderen
2004, C. H. Beck Verlag, ISBN 978-3406480959