Manipulationen – ‚gute‘ und ‚böse‘

„Ich weiß nicht, wie sie es schafft. Jedes Mal wenn wir ein Strategiemeeting habe, nehme ich mir vor, kein weiteres Projekt zu übernehmen und am Ende hat mich meine Chefin doch wieder dazu gebracht, noch mehr zu arbeiten. Ich weiß, dass sie mich manipuliert, aber es gelingt mir nicht, mich dagegen zu wehren,“ begründete Claudia P. ihr Kommen zur Beratung. Sie ist Assistentin der Geschäftsleitung in einem mittelständischen Betrieb, der erfolgreich medizinische Produkte herstellt.

Manipulationen gibt es im beruflichen Alltag auf allen Ebenen und in allen Positionen. Manipulatoren im Positiven wie im Negativen ist gemeinsam, dass sie es verstehen, das Verhalten oder das sich Entscheiden ihres Gegenübers in die von ihnen gewünschte Richtung zu lenken. Sie bedienen sich dabei Mittel und Techniken, die nicht immer sofort erkennbar sind. Beispielsweise, wenn sie zwei Lösungsmöglichkeiten für eine Herausforderung anbieten. Sie wissen dabei, dass für den Gefragten die ‚erste‘ Möglichkeit so untypisch ist, dass dieser die ‚zweite‘ wählt. Dabei ‚vergisst‘ er, dass es auch eine ‚dritte‘ geben kann, nämlich ‚Nein‘ zu den vorgeschlagenen Lösungen zu sagen oder eine andere Lösung ins Gespräch zu bringen.

Eine weitere Technik, mit der Manipulatoren ihr Gegenüber auf ihre Seite zu ziehen versuchen, ist die ‚Autoritätstaktik‘: Sie zitieren sogenannte ‚Experten‘, die aufgrund ihrer Position im Unternehmen, in der Gesellschaft oder in der Politik ‚wissen‘, was richtig und was falsch ist. Nachfragen, welche Gründe es noch für die vorgetragene Lösungsmöglichkeit gibt, außer, dass der ‚Experte‘ dafür ist, offenbaren dann meistens das Manipulationsmanöver.

Aber keineswegs alle Manipulationen sind negativ. Oft genug versuchen Gesprächspartner ihr Gegenüber zu dessen Wohl von etwas zu überzeugen oder sie durch Überrumpelung zu einer neuen und für sie am Ende positiven Erfahrung zu bringen. „In einer Mitarbeitersitzung bat mich meine Chefin plötzlich, die Gesprächsleitung zu übernehmen, weil sie einen ganz dringenden Termin vergessen hätte,“ berichtete Claudia P. gegen Ende der Beratungszeit. „Zuvor hatte ich mich immer geweigert, dies zu tun. Heute traue ich mir das zu – immer noch mit aufgeregtem Bauch, jedoch ohne Angst. Hinterher gestand mir meine Chefin, dass sie diese Situation absichtlich herbeigeführt hätte, denn freiwillig hätte ich es nie gemacht und nie gewusst, dass ich das kann.“

Inzwischen kennt Claudia P. die Manipulationstechniken ihrer Chefin: „Ich bin selbstbewusster und kann auch mal ‚Nein’ sagen. Seither beeinflusst sie mich meistens so, dass es für ihre Aufgaben als Chefin und gleichzeitig für meine berufliche Entwicklung von Vorteil ist. Ich habe da richtig viel Glück.“

 

Checkliste

 

1.) Bei positiven Manipulationen gewinnen beide Kommunikationspartner.

2.) Bei negativen Manipulationsversuchen können wir versuchen, sie zu ignorieren, Nachfragen stellen, um konkrete Aussagen zu bekommen, statt pauschaler Antworten, den Manipulationsversuch klar ansprechen oder aus dem uns manipulativ erscheinenden Gespräch aussteigen und dieses zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen.

3.) Manche Manipulatoren versuchen, mit ihren Manipulationen einen Vorteil für sich herauszuholen. Ein Beispiel: Ein Kollege wälzt eine von ihm unbeliebte Aufgabe auf einen Kollegen ab mit dem scheinbar schmeichelnden Satz „nur Du kannst diese Arbeit leisten und erfolgreich abschließen.“

4.) Manipulationstechniken können Sätze sein wie: ‚Es weiß doch jeder‘, ‚die da oben predigen immer Wasser und trinken Wein‘, ‚alle sind einverstanden, weshalb fragst Du weiter?‘

Gegenmaßnahmen können sein: Präzise Fragen stellen, mit deren Hilfe die Situation konkretisiert werden kann. Beispielsweise: ‚hmm, ich weiß es leider nicht, können Sie es mir bitte erklären?‘, ‚wer sind die da oben?‘, ,wer konkret ist damit einverstanden?’.

Tipps zum Lesen

Edmüller, Andreas, Wilhelm, Thomas: Manipulationstechniken, letzte Auflage 2012, Haufe-Lexware, ISBN: 9783648026854

Nöllke, Matthias: Die Kunst, den eigenen Willen durchzusetzen, letzte Auflage 2015, Haufe-Lexware, ISBN: 978-3648066065

Schreiber, Anja: Manipulation am Arbeitsplatz, 2008, http://www.gmx.at/magazine/geld-karriere/manipulation-arbeitsplatz-5691216

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