Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Stimmt das? Ja und nein. Denn je nach Situation empfinden wir Schweigen als teilnahmsvoll, eisig, hartnäckig oder andächtig…; immer jedoch kommunizieren wir, auch wenn wir schweigen. Ein von uns bewusst eingesetztes Schweigen in einem Redebeitrag oder in einem Vortrag kann uns dabei helfen, einen Spannungsbogen aufzubauen und so unseren Zuhörern Zeit zum Nachdenken lassen. Ein kurzes Schweigen als Mittel der Rhetorik ist besonders bei schwierigen Themen ‚pures Gold‘.
Schweigen kann auch Teil einer sogenannten strategischen Kommunikation sein. Etwa wenn unser Gegenübern in einem Gespräch gezielt nichts oder nur wenig sagt. Oftmals ohne es zu wollen, reden wir dann immer weiter und erzählen dabei auch Dinge, die wir lieber für uns behalten hätten. Wir gehen von einem gegenseitigem Gedankenaustausch aus und erwarten nicht, dass der andere gewollt und absichtsvoll schweigt. Für uns wäre es jetzt ‚Gold‘, ebenfalls zu schweigen oder nur kurz und knapp zu antworten, um so dem anderen die Chance zu nehmen, unsere Befindlichkeiten wahrzunehmen und für sich ‚auszunutzen‘.
Oder unser Gegenüber ist redselig, hört nicht auf zu sprechen und sagt zum eigentlichen Thema kein Wort.
Schweigen im beruflichen Alltag ist manchmal auch Ausdruck von Hilflosigkeit. Weil wir in Besprechungen oder Gesprächen Angst davor haben, dass wir abgelehnt werden, wenn wir unsere Meinung äußern oder weil wir unsicher sind, ob unsere Ausführungen überhaupt gerne gehört werden, schweigen wir lieber. Geschieht dies häufiger und finden wir keinen Weg mehr heraus, dann kann das dazu führen, dass wir uns immer mehr isolieren und nicht mehr wissen, wie wir die von uns selbst gebaute Mauer des Schweigens niederreißen. Feinfühlige Fragen und vorsichtige Hilfestellungen von Vorgesetzten und Kollegen können uns allmählich aus der Isolation heraushelfen.
In den allermeisten Fällen schweigen wir allerdings, weil wir uns konzentrieren möchten und Ruhe brauchen zum Nachdenken. Wir schweigen im Konzert, im Kino oder im Theater; wir schweigen bei einem Trauerfall, einem Schweigemarsch oder weil wir aus beruflichen Gründen wie z. B. ein Arzt dazu verpflichtet sind.
Manchmal kennen wir die Ursachen oder die Absichten nicht, weshalb der andere uns anschweigt, und können sie auch nicht aus dem Gesprächskontext herauslesen. Ehe wir dann anfangen zu mutmaßen, zu interpretieren oder gar an uns selbst zu zweifeln, können wir entweder wie gewohnt weiter kommunizieren, selbst schweigen oder nachfragen, was der Grund für die wortlose Kommunikation des anderen ist. Schweigen kann hier Gold sein – oder Silber.
Checkliste
1.) Schweigen ist Teil der nonverbalen Kommunikation. D.h., auch wenn wir nichts sagen, drücken wir mit unserem Schweigen etwas aus.
2.) Das Schweigen unseres Gegenübers bringt uns zum Spekulieren, vor allem dann, wenn wir erwarten, mit ihm zu kommunizieren und er gezielt schweigt.
3.) Schweigen kann höflich sein, beleidigend, Zustimmung heißen oder Überheblichkeit ausdrücken.
4.) Manchmal wünschen wir uns, wir hätten geschwiegen statt geredet. Z. B., wenn wir zornig sind und unser Gegenüber mit unseren Worten tief verletzten.
5) Schweigen kann auch heißen, wir genießen die Diskussion der anderen und müssen nicht auch noch etwas mehr oder weniger Substantielles dazu beitragen oder wir schweigen, weil wir über dieses Thema nichts wissen.
6.) Das Sprichwort ‚Reden ist Silber, Schweigen ist Gold‘ lässt sich wohl auf die Bibel zurückführen.
7.) Mobber schweigen oft beharrlich, Feiglinge und Mitläufer ebenfalls.
Tipps zum Lesen
Bentele, Günter, Piwinger, Manfred, Schönborn, Gregor: ‚Kommunikationsmanagement‘, Loseblatt-Sammlung,
Luchterhandverlag, ISBN: 97834720490674