Missgunst

Sie freuen sich über Ihre neue Position in Ihrem Unternehmen und möchten Sie mir Ihren Kollegen und Kolleginnen feiern. Zu Ihrer Überraschung reagieren diese sehr verhalten. Statt in begeisterte Gesichte schauen Sie in eher abweisen drein blickende Menschen. Was ist passiert? Weshalb verhält sich Ihr Umfeld so? Vermutlich, weil Ihre Kolleginnen und Kollegen Sie um Ihren Erfolg beneiden und mit dem Sie ablehnenden Verhalten ihre Missgunst ausdrücken. Klammheimlich wünschen sie sich einen ähnlichen Aufstieg oder eine ähnlich gute Position und beklagen sich mit ihrer Missgunst leise und oft auch laut darüber, dass das Leben ungerecht zu ihnen ist. Sie haben sich mit Ihnen verglichen und für sich daraus geschlossen, dass sie schlechter abschneiden und es weniger weit gebracht haben. Sie fühlen sich als Versager.

Sich mit anderen zu vergleichen ist normal. Wir machen dies täglich viele Male. Schwierig wird es für uns, wenn wir uns permanent mit anderen vergleichen auch in ähnlichen Positio-nen wie wir und daraus die Schlussfolgerung ziehen, wir seien weniger Wert als unser Gegenüber. Manchmal gehen die „Missgunst-Gefühle“ so tief, dass wir davon krank werden und zum Beispiel schlecht schlafen, weil wir ständig daran denken, wie gut es der oder die andere hat und wie viel weniger Glück wir haben. Oder wir fangen an, unsere Missgunst nach außen zu richten und sticheln mit kleinen Andeutungen und leicht von der Wahrheit abweichenden Bemerkungen. Wir bauen Fallen auf und lassen den anderen hineinlaufen. Z. B., indem wir ihm Informationen enthalten, die er dringend für seine beruflichen Aufgaben braucht. Unsere Missgunst kann so weit gehen, dass wir die von uns beneidete Person regel-recht mobben und verleumden oder sogar Dinge zerstören, weil wir sie dem anderen nicht gönnen.

Was wir dabei übersehen ist, wie sehr wir uns selbst mit unserer Missgunst schaden. Hält sie länger an und ist sie Teil unseres Daseins geworden, dann zeigt sie sich oft in unserem Gesicht mit den herunter gezogenen Mundwinkeln oder in der Körperhaltung mit hängenden und nach vorne fallenden Schultern. Wir laufen mit eifersüchtiger Miene herum, und Menschen, die weniger Missgunst in sich fühlen als wir, halten sich lieber von uns fern.

Was können wir tun, wenn wir weniger missgünstig sein wollen? Eine Möglichkeit ist, unser gut trainiertes Beobachten statt auf andere auf uns selbst zu richten und uns fragen, was haben wir bislang erreicht? Welche Stärken zeigen wir und wann? Was macht uns aus? Denn eines ist sicher. Es gibt immer jemand, der anders ist als wir, der mehr besitzt oder der etwas besser kann. Unsere Persönlichkeit, kombiniert mit unseren Fähigkeiten dagegen ist eher seltener. Wenn wir uns für uns entscheiden, statt für die Missgunst, dann lässt es sich zufriedener leben und womöglich auch erfolgreicher.

Checkliste

 

1.) Zwischen Missgunst und Neid besteht der Unterschied darin, dass Missgunst eine destruktive Komponente haben kann, die sich entweder gegen uns selbst oder gegen den anderen richtet. Neid ist meist weniger zerstörerisch, sondern kann uns durchaus motivieren, selbst erfolgreicher zu werden.

2.) Missgunst entwickeln wir nicht nur uns besser gestellten Menschen gegenüber, sondern oft genug uns gleichwertigen. Nachbarschaftsstreitigkeiten sind ein gutes Beispiel dafür.

3.) Missgunst löst in unserem Kopf ein regelrechtes Gedankenkarussell aus. Wir beschäftigen uns immer wieder mit der Frage, weshalb die anderen es so gut haben, und wir so ungerecht vom Leben behandelt werden. Wir sind unzufrieden, fühlen uns gekränkt und entwickeln manchmal richtigen Hass auf unser Gegenüber.

4.) Missgunst wie Neid lassen sich überwinden. Z. B., in dem wir uns ebenso engagiert darum bemühen, weiter zu kommen wie die von uns Beneideten. Und indem wir akzeptieren, dass wir bestimmte Dinge im Leben ändern können und andere nicht.

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