Die Auszeit

„Ich bin nach einem halben Jahr wieder zurück an meinen alten Arbeitsplatz, den mir mein Arbeitgeber frei gehalten hat. Mir hat der von vielen geträumte Wunsch, für eine Zeitlang aus dem anstrengenden Beruf der Einkaufsplanerin eines Großhandelsunternehmens auszusteigen und etwas anderes zu machen, richtig gut getan“, erzählt die Einkaufsplanerin eines Großhandelsunternehmens nach der ersten Woche ihrer Rückkehr in den angestammten Beruf. „Meine Perspektiven auf das Leben haben sich geändert und mein Blick auf die Arbeitswelt auch.“ Zu ihrer Überraschung hatte sie ihr Chef vor ihrem endgültigen Kommen angesprochen und gemeint, sie solle ihre Rückkehr vorsichtig angehen und davon ausgehen, dass vieles im Unternehmen nicht mehr so ist, wie sie es gewohnt war. Neue Kollegen haben andere Ideen mitgebracht und die Abstimmungen im Team sind nicht mehr diejenigen wie früher. Koalitionen haben sich anders zusammen gefunden und Mitarbeiter neue Freundschaften geschlossen.

„Zu meiner eigenen Überraschung musste ich mir eingestehen, dass ich gehofft hatte, am Ende des Urlaubshalbjahres wieder ins gemachte Nest zu schlüpfen. Ich bin zwar davon ausgegangen, dass ich mich verändere, von meinen Kolleginnen und Kollegen habe ich dies nicht erwartet.“ Ein Trugschluss, wie sich herausstellte. Das ihr vertraute Gebäude ist längst umgebaut, vergrößert und hat einen anderen Eingang, so dass sie am ersten Arbeitstag in ein für sie neues Unternehmen zurückkehrte, in dem sie sich zunächst zurecht finden musste. Die Kolleginnen und Kollegen haben anders zusammengesetzte Arbeitsplätze, die Abläufe des Teams waren neu strukturiert worden.

Ihr Traum, wieder „nach Hause“ zu kommen und in einem gemütlichen Arbeitsalltag, der ihr am Ende zwar langweilig war, war bereits in den ersten Minuten ihrer Rückkehr ausgeträumt. Sie musste ganz schnell die Rolle wechseln und von der teilweise erfahrenen Kollegin, die sie in ihren Augen war, umschwenken in die Position einer Kollegin, die fragen muss, weil sie neue Zusammenhänge verstehen will. Sie möchte sich erfolgreich einbringen will in ein neu zusammengesetztes Team.

Das Sabbatical-Halbjahr, ihre Auszeit, hat ihr gut getan. Ebenso wenig missen möchte sie die Herausforderung danach. Sich wieder behaupten zu müssen in einer gewohnt-ungewohnten Umgebung und das Zusammenarbeiten mit vertrauten und doch neuen Kolleginnen und Kollegen ist seither für sie besonders reizvoll.

Checkliste

 

1.) Ein Ausstieg bringt immer eine Änderung mit sich, sowohl für den Gehenden wie für die Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort bleiben.

2.) Bei einer geplanten Rückkehr in ein altes Team lohnt sich ein Besuch und ein Gespräch vorab, um den Wiedereinstieg vorzubereiten und auf Veränderungen im Team zu reagieren.

3.) Ein Sabbatical empfiehlt sich dann, wenn beide Seiten nach der Auszeit wieder zusammen kommen möchten.

Tipps zum Lesen

Axel, Carsten: Auszeit als Chance: Mit Sabbatical der Karriere auf die Sprünge helfen, Signum Verlag, 2009, ISBN: 978-3854364078

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