Ihre Karriere bitte
‚Ich habe Zeit meines Lebens nie an eine Karriere gedacht…‘, ‚Karriere, das wollte ich nie, den dicken Dienstwagen und so…‘. Oder ganz anders: ‚ich möchte so rasch wie möglich und in einem großen Unternehmen Karriere machen…‘ ‚bei einem Wechsel des Arbeitgebers erhoffe ich mir bessere Karrierechancen als bislang…‘: Sätze wie diese kommen fast täglich in den Beratungsgesprächen eines Coachings vor. Nur, was ist das eigentlich – ‚Karriere‘ und ‚Karriere machen‘? Ist es nur der rasche und manchmal auch rücksichtslos durchgeboxte Aufstieg in einem Unternehmen, wie ‚Karriere machen‘ oft verstanden und eher negativ bewertet wird?
Oder heißt ‚Karriere machen‘ vielmehr, sich zu fragen, in welchem Beruf kann ich meine Stärken und Fähigkeiten am besten einsetzen und mich verwirklichen? Welche Kompetenzen habe ich dafür und welche davon will ich vielleicht sogar noch weiter ausbauen? Welche meiner Begabungen und Alleinstellungsmerkmale wird der Arbeitsmarkt in fünf Jahren verstärkt nachfragen? ‚Karriere machen‘ ist dann mehr als nur der Blick darauf, wie schnell und wie erfolgreich der Aufstieg nach oben gelingt. ‚Karriere machen‘ steht dann für die „persönliche Laufbahn eines Menschen in seinem Berufsleben“ (Wikipedia), für den persönlichen Weg jedes einzelnen, den er in seinem von ihm gewählten Beruf geht.
Offen bleibt dabei die Frage, ob unsere jetzige persönliche Laufbahn diejenige ist, die wir uns zu Beginn unseres Berufslebens zutrauen oder zugetraut haben und ob wir eher zufrieden oder eher unzufrieden mit unserer derzeitigen beruflichen Situation sind. Antworten finden wir, wenn wir uns ganz bewusst unsere beruflichen Ziele definieren und wenn wir dabei uns verdeutlichen, was wir dafür brauchen. Dazu gehört, dass wir uns erlauben zu träumen und uns zu sagen, „das wäre es, das wäre genau der richtige Beruf für mich“ und uns dann ganz realistisch und nüchtern anschauen, ob wir uns mit unserem Traum ein zu hohes Ziel gesetzt haben oder ein zu niedriges. Weshalb nicht Ärztin werden statt Krankenschwester oder weshalb nicht zum Altenpfleger umsatteln, statt weiterhin als Maschineneinrichter im Fahrzeugbau tätig zu sein? Solange wir unsere persönliche Laufbahn planen und uns für den Weg entscheiden, der unseren privaten und beruflichen Interessen und Fähigkeiten besonders entgegenkommt und uns voraussichtlich längerfristig Chancen am Arbeitsmarkt bietet, solange werden wir im besten Sinne des Wortes „Unsere Karriere bitte!“ machen. Auch als langjähriger Mitarbeiter und mit und ohne Firmenwagen.
Checkliste
1.) ‚Karriere machen‘ setzen wir vielfach gleich mit Karrierist sein, mit Aufstieg ohne nach links und nach rechts zu schauen. ‚Karriere machen‘ ist viel mehr. Wer Karriere macht oder gemacht hat, hat sein persönliches berufliches Ziel, das er sich selbst gesteckt hat, erreicht. Als Taxifahrer mit eigenem Wagen ebenso wie der Firmeninhaber eines Weltkonzerns.
2.) Nicht immer haben wir eine konkrete Vorstellung von unserem Beruf und von unserer beruflichen Zukunft. Oder von unseren Stärken und Fähigkeiten. Entweder, weil sie für uns so selbstverständlich sind, dass wir sie kaum wahrnehmen und deshalb falsch bewerten oder weil wir sie uns bislang nicht getraut haben einzugestehen. Etwa, weil sie zu weit entfernt sind von dem, was wir und unsere Umgebung von uns beruflich erwartet. Durch Gespräche mit Freunden, Familien oder einem Coach oder Therapeuten können wir manchmal überraschend neue Perspektiven entwickeln.
3.) Gleichgültig, wie unsere Karriereplanung aussieht, entscheidend ist, sie sorgfältig anzugehen und uns regelmäßig zu fragen, wollen und können wir die Anforderungen, die an uns gestellt werden, noch erfüllen? Oder ist es an der Zeit, uns zu verändern und uns anders oder gar neu zu orientieren?
4.) Manchmal müssen wir uns davon verabschieden, das Karriereziel zu erreichen, was wir uns ursprünglich vorgenommen haben oder das wir schon mal erreicht hatten. Unser freundlich-nüchterner Blick auf unsere Stärken und unsere Defizite kann uns dann helfen zu akzeptieren, dass wir vielleicht nicht den ganz großen Karrieresprung gemacht haben, dafür jedoch die Karriere geschafft haben, die für uns und unsere Fähigkeiten und Schwächen möglich war.
Tipps zum Lesen
Gulder, Angelika: Finde den Job, der Dich glücklich macht, 2013 (3. Auflage), Campus Verlag, ISBN: 978-3593398396