Entscheiden – ja, nur wofür und wie?

Wenn ich gewusst hätte, … Wenn mir bei meiner Entscheidung schon klar gewesen wäre, dass, dann hätte ich… Es wäre für mich doch besser gewesen, den Job zu wechseln und damit auch die Stadt. Jetzt habe ich mir mit meinem Hierbleiben die Chance auf eine Karriere verbaut. Ich hatte mich nach langen Diskussionen und vielen Zweifeln endlich entschieden, und nun muss ich erkennen, dass ich doch viel lieber den anderen Weg gegangen wäre…. Wie oft sind Dialoge wie diese in unseren Köpfen abgelaufen? Wie viele Male haben wir uns erst damit gequält, dass wir uns festlegen müssen – oder geglaubt haben, dass dies so sei – und empfanden dann die von uns getroffene Wahl als eine klare Fehlentscheidung. Um beim nächsten Mal wieder vor der Frage zu stehen, ich muss mich entscheiden, nur, wofür und wie?

Leider kann uns niemand eine Entscheidung abnehmen. Denn selbst wenn wir die Antworten auf anstehende Fragen auf die lange Bank schieben und uns nicht festlegen, dann entscheiden wir uns, nämlich für das Nicht-Entscheiden. Mit der möglichen Konsequenz, dass andere über uns bestimmen, und wir uns mit deren Beschlüsse abfinden müssen. Dann also doch lieber selbst entscheiden. Unterstützt von der Frage an uns selbst, ob wir jedes Mal vor einer „Entweder-oder-Entscheidung“ stehen oder ob es vielleicht sogar ein „Sowohl-als-auch“ als Antwort gibt. Denn manchmal begrenzen wir uns in unseren kreativen Möglichkeiten, wenn wir uns auf eine Ja-Nein-Entscheidung beschränkten, statt zu prüfen, ob wir verschiedene Aspekte aus dem Ja-Bereich mit anderen aus dem Nein-Bereich zusammen führen können zu einem bis dahin nicht gedachten Weg. Eine Klientin stellte sich selbst vor die Frage, ob sie weiterhin ihren Wunschberuf als Ärztin ausüben wolle oder doch lieber ihrer Leidenschaft für das Modedesign nachgehe. Sie genoss die ersten Erfolge mit ihren selbstentworfenen Kleidern. Gleichzeitig war das Ärztinnensein immer ihr Traumberuf gewesen. Am Ende entschied sie sich für beides. Sie reduzierte die Arbeitszeit im Krankenhaus und mietete sich mit anderen Modedesignern ein gemeinsames Atelier, in dem sie zwei bis drei Tage die Woche ihre Mode entwirft und näht.

Mit „Sowohl-als-auch“ fallen uns Entscheidungen nicht unbedingt leichter. Wir eröffnen uns mit den drei kleinen Worten nur hin und wieder ein paar Alternativen, die uns bei einer „Entweder-oder“-Wahl womöglich nicht eingefallen wären.

 

Checkliste

 

1.) Jeder Mensch entscheidet sich anders. Während der eine rasch und impulsiv auf eine Herausforderung reagiert, braucht der andere lange Zeit zum Nachdenken, viele Ja-Nein-Listen und umfassende Diskussionen.

2.) Es gibt keine Regeln, wie wir am besten entscheiden. So manches Mal war auch ein Nicht-Entscheiden richtig. Wichtig ist dabei, dass wir uns, wenn wir uns nicht entscheiden, auch entscheiden, nämlich für das Nichtentscheiden.

3.) Nur selten können wir bei Entscheidungen alle Konsequenzen übersehen. Selbst wenn wir eine Fülle an Information zusammentragen, schützen wir uns nicht vor dem Risiko einer Fehlentscheidung. Nur: wir können nicht vorhersagen, was richtig ist. Im Nachherein sind wir schlicht schlauer. Wir können versuchen, uns klug zu entscheiden. Und dazu alle unsere Ratgeber befragen. Unseren Verstand, unsere Gefühle und uns so Schritt für Schritt der Antwort auf unsere Frage nähern. Und uns am Ende sagen, ich habe es versucht, mit Herz und mit Verstand.

 

Tipps zum Lesen

Bieri, Peter, Das Handwerk der Freiheit, 2011, Fischer TB, ISBN: 9783596156474

Storch, Maja, Das Geheimnis kluger Entscheidungen, 2011, Piper TB, ISBN: 9783492264082

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