Ich beschenke mich selbst

Wenn Sie demnächst wieder an die vielen Geschenke für Ihre Lieben zu Weihnachten denken und an einen üppig gefüllten Gabentisch, dann lade ich Sie zu einem besonderen Experiment ein. Stellen Sie sich neben Ihrem jährlichen Geschenke-Tisch einen inneren Gabentisch ganz für Sie allein vor. Füllen Sie ihn im Laufe der nächsten Tage und Wochen mit Ihren Gaben, mit den Dingen und Fähigkeiten, die Sie besonders gut können. Fragen Sie sich, Ihre Familie, Ihre Freunde oder Ihre Kolleginnen und Kollegen, Ihren Chef, Ihre Chefin danach, worin sie Ihre Stärken sehen. Z. B. Meetings strukturiert und zielführend vorbereiten und leiten, Mitarbeiter führen, Innovationen einführen, seit Jahren unfallfrei Auto fahren, Feste organisieren, mit den Kolleginnen und Kollegen freundlich kommunizieren, Haushalt organisieren und führen, Beruf und Kinder miteinander in Einklang bringen, neue IT Programm entwickeln und vieles mehr. Packen Sie die einzelnen Gaben, die Sie für sich zusammen tragen, mit Genuss auf Ihren Gabentisch.

Falls Sie spätestens jetzt sagen oder denken, was soll ich denn für Gaben auf den Tisch legen, ich habe doch gar keine herausragenden Befähigung, dann hoffe ich, dass ich Sie davon überzeugen kann, dass jeder von uns bestimmte Dinge gut kann. Es ist allerdings nicht immer leicht, unsere individuellen Gaben wahrzunehmen und für uns herauszuarbeiten. Denn meist sehen wir das, was wir täglich tun, als so selbstverständlich an, dass wir dabei völlig übersehen, was wir im Alltag leisten, und dass dies oft alles andere als einfach und selbstverständlich ist. Meine Lieblingsverkäuferin Renate an der Fleischtheke zum Beispiel hat alle Nummern ihrer Fleisch- und Wurstwaren im Kopf und kann so uns Kunden besonders rasch bedienen. Ihr tägliches Training und ihre Freude am Beruf machen sie zu einer Gedächtnismeisterin.

Haben wir erst einmal unseren Gabentisch zusammengestellt, dann können uns die vielfältigen Geschenke auch die Frage beantworten, ob wir in unserem Berufsleben unsere Gaben alle einsetzen und anwenden oder wo unsere wirkliche Leidenschaft liegt. Vielleicht entdecken wir dabei, dass die Fülle an Geschenken auf dem inneren Gabentisch uns signalisiert, uns tatsächlich beruflich neu zu orientieren, wie wir es uns schon lange erträumen oder dass wir es uns zutrauen können, die anstehenden Herausforderungen im Beruf sicher zu meistern.

Viel Freude am Geschenke ein- und auspacken

 

Checkliste

 

1.) Unsere Gaben, unsere Begabungen, unsere Fähigkeiten zu kennen und wahrzunehmen, heißt auch, uns als Person zu schätzen und zu respektieren. Und mit dem Respekt uns selbst gegenüber schätzen wir die Gaben unseres Gegenübers ebenfalls.

2.) Offen ist die Frage, ob Talent angeboren ist. Oder ob Menschen mit gewissen Fähigkeiten und viel Übung ebenso erfolgreich und außergewöhnlich werden können auf einem bestimmten Gebiet wie Menschen mit augenscheinlich großer Begabung. Der weltweit führende und gleichzeitig oft kritisierte Talentforscher Anders Ericsson von der Florida State University vertritt die Auffassung, dass jeder Mensch viel mehr kann, als er glaubt, und dass Übung tatsächlich den Meister macht.

3.) Augenscheinlich auch im höheren Alter: Gehirnforscher scheinen immer deutlicher zu widerlegen, dass Menschen nur in jungen Jahren Neues lernen können. Unser Gehirn verändert sich lange nach der Kindheit und knüpft neue Nervenverbindungen, lernt also Neues.

4.) Für das erfolgreiche Ausführen einer Tätigkeit scheint die Intensität, mit der Menschen ihre Arbeit oder ihr Hobby ausführen, mindestens so wichtig zu sein, wie das reine Üben. Machen wir immer nur das, was wir können, werden wir uns kaum weiter entwickeln. Stellen wir uns vor die Herausforderung, Neues zu lernen und dies intensiv zu üben, können wir viel erreichen, manchmal sogar Außergewöhnliches.

 

Tipps zum Lesen

Dispenza, Dr. Joe, Schöpfer der Wirklichkeit, Der Mensch und sein Gehirn. 2012, KOHA Verlag, ISBN: 9783867281362

Siefert, Werner: Das Genie in mir. Warum Talent erlernbar ist, 2009, Campus Verlag, ISBN: 9783593386959

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