Drama Queen (und Drama King)

Ihre Bühnen sind z. B. die Kantine, die Werkstatt, die Fabrikhalle, das eigene Büro oder das der Kollegen und Mitarbeiter, das Besprechungszimmer, der Fahrstuhl oder der Flur. Ihre Rolle lässt sich entweder umschreiben als ‚Auftritt mit dramatischen Gesten, laute, manchmal auch kicksende Stimme und übertriebene Wortwahl‘ oder als ‚Auftritt mit Leidensmine, bis hin zu stark abweisendem Verhalten gegenüber Kollegen und Mitarbeitern‘. Die Rolle der Drama Queen ist entweder weiblich oder männlich besetzt. ‚Drama King‘ hat sich für die männlich besetzte Drama Queen bislang nicht durchgesetzt.

Kennen Sie sie? Die Drama Queens? Die Mitarbeiter und Kollegen, die aus der berühmten Mücke den ebenso berühmten Elefanten machen? Bei denen ein kurzer Guten Morgengruß ihres Kollegen gleich ein Mobbing ist? Bei denen die Nachfrage der Chefin bei einer unklar von ihnen formulierten Aussage sofort zu der meist laut gestellten Frage führt, ob ihnen überhaupt noch jemand glaubt, vertraut und ihre Arbeit schätzt? Eine leichte Erkältung ist für sie eine schwere Infektion, und der Arzt, der sie daraufhin für zwei Tage statt für zwei Wochen krankschreibt, ein unfähiger und inkompetenter Mann. Ihre eigenen Ideen finden sie super, sie zählen sich zu den größten Meistern ihres Fachs.

Für einen Kollegen, Mitarbeiter oder Chefs ist die Drama Queen eine tägliche Herausforderung. Nehmen sie z. B. die Anregungen einer Drama Queen auf und versuchen sie, diese umzusetzen, sind sie die Größten, solange sich die Ideen tatsächlich gut und erfolgreich realisieren lassen. Lassen sich damit die angestrebten Ziele nicht erreichen, tragen sie die alleinige Schuld am Ganzen, nicht die Drama Queen.

Ist Ihr Chef, Ihre Chefin eine Drama Queen empfiehlt es sich, so diplomatisch wie möglich auf die pathetisch vorgetragenen Ideen zu reagieren. Fachlich berechtigte Kritik tragen Sie am besten vorsichtig formuliert und unter Heranziehen von nicht näher beschriebenen Experten und Fachleuten vor. Etwa, in dem Sie Ihren von fantastischen Einfällen spürenden Chef dazu anregen, sich zu fragen, welche Sicht beispielsweise ein Controller, ein Bürokrat oder ein Qualitätsmanager auf das von ihm vorgeschlagene Projekt hat.

Hinter ihrem theatralischen Auftritt verbirgt die Drama Queen oft tief sitzende Ängste, Wut oder Verletzt sein, oder sie fühlt sich zu wenig Wert geschätzt. Meist liegen die Ursachen hierfür außerhalb des aktuellen beruflichen Umfeldes und häufig genug in der Vergangenheit, in der Kindheit.

Wenn wir merken, dass wir dazu neigen, in bestimmten Situationen die Drama Queen, den Drama King zu geben, lohnt es sich, genauer hinzuschauen, den wunden Punkt in uns herauszufinden, um dann allmählich gelassener und souveräner mit (scheinbar) dramatischen Situationen umzugehen.

 

Checkliste

 

1.) Wenn wir dazu neigen, aus kleinen Mücken große Elefanten zu machen, können wir uns fragen, weshalb wir immer wieder in bestimmten Situationen so reagieren und welches Problem sich dahinter verbergen könnte, um so dem Geheimnis der Drama Queen oder des Drama Kings auf die Spur zu kommen.

 

2.) Neigen wir dazu, in harmlosen Konstellationen aufgeregt zu reagieren oder uns hinter der Bitter-Leichen-Mine zu verstecken, dann lohnt es sich, uns einmal zu fragen, wovor wir uns schützen möchten. Womöglich vor einer Verletzung oder einer mangelnden Wertschätzung. Ein inneres Stopp-Programm mit Hilfe eines selbst gewählten Wortes, das wir uns immer wieder laut sagen, wenn wir uns aufregen, kann unsere innere Aufregung, Wut oder unser Zumachen dem anderen gegenüber stoppen und im Laufe der Zeit kleiner werden lassen.

 

3.) Geben wir häufig die Drama Queen oder den Drama King, laufen wir Gefahr, dass unser Gegenüber immer seltener auf unsere Dramatik reagiert und sie am Ende ignoriert. Im Ernstfall kann das dazu führen, dass wir ohne Unterstützung bleiben.

Beiträge, die Sie auch interessierten könnten