Ja, ich will
“Bei uns im Unternehmen werden nur die Spitzenleute gefördert. Mittelklassetypen (OP 24. 9.2011) wie mich registriert weder unser Chef noch unsere Personalleiterin. Aber auch ich will weiter kommen. Offenbar geht das nur, wenn ich meine Karriere selbst in die Hand nehme. Deshalb sitze ich hier“, begründete Nicole H. ihren Wunsch nach einem Coaching. Die gelernte Speditionskauffrau strebte in ihrer Logistikfirma eine gehobene Position als Abteilungsleiterin für Spezial- und Gefahrguttransporte an. Bislang ohne Erfolg. Nach einer Weile erkannte sie, dass sie sich bisher vornehmlich auf die Frage konzentriert hatte, weshalb sie nicht vorwärtskam und weitaus weniger darauf, was sie sich wirklich wünscht, welche Perspektiven sie für sich in ihrem Beruf sieht und wo sie in zwei oder fünf Jahren sein möchte. Sie entdeckte dabei, dass sie einerseits davon träumte, mehr Verantwortung zu übernehmen, ihr es andererseits schwer fiel, ihr bequemes Leben aufzugeben. „Im Moment läuft alles fast von selbst. Ich kenne meine Aufgaben, erledige sie ordentlich und gehe abends pünktlich nach Hause.“
Im Coaching prüfte sie dann nach, ob sie wirklich weiter kommen oder lieber ihre derzeitige Position beibehalten wollte, welche Ängste und Bedenken sie hatte, welche beruflichen Kompetenzen sie auszeichnen und wie sie diese noch stärker für sich nutzen könnte.
Nachdem sie sich bewusst dafür entschieden hatte, dass sie dazu bereit sei, etwas zu ändern und konkret zu handeln, begann sie, sich ihre mögliche künftige Rolle als Führungspersönlichkeit genauer anzusehen und in kleinen Schritten auszuprobieren. Sie übernahm zusätzliche Aufgaben im Unternehmen wie die Organisation einer internen Kundenmesse oder das Präsentieren ihrer Firma vor neuen Geschäftspartnern. „Zunächst war ich sehr unsicher. Ich zweifelte immer wieder an mir und wollte mein Ziel, Abteilungsleiterin zu werden, mehr als einmal aufgeben. Ich hatte Angst vor der neuen Herausforderung und meine Bequemlichkeit war mir lieb und teuer. Mir half, dass ich mich in unterschiedlichen Situationen erprobte, die ich mir selbst ausgesucht hatte, dabei meine beruflichen Fähigkeiten noch besser kennen lernen und vertiefen konnte und selbstbewusster wurde.“
Zu ihrer Überraschung fiel ihrem Chef relativ rasch auf, dass sie an sich arbeitete und offenbar weiterkommen wollte. Gemeinsam entwickelten sie eine berufliche Perspektive für Nicole H. und für eine Förderung „eines Mittelklassemitarbeiters wie mich“ durch das Unternehmen. Heute leitet sie mit viel Engagement den Geschäftsbereich Neukundenakquise und Marktbeobachtung.
Checkliste
1.) Viele Unternehmen konzentrieren sich bei der Förderung ihrer Mitarbeiter auf ihre Spitzenkräfte und befassen sich nicht oder nur selten mit ihren Mittelklassemitarbeitern.
2.) Träumen Mittelklassemitarbeiter davon, sich beruflich weiter zu entwickeln, dann müssen sie dies oft ohne Unterstützung ihres Unternehmens tun. Hilfreich kann hier das Gespräch mit einem Coach, mit Freunden oder mit der Familie sein.
3.) Zunächst stellt sich ihnen die Frage, ob sie ihre Träume tatsächlich realisieren und weiter kommen möchten und falls ja, welche Ziele sie für sich haben und wie sie diese konkret umsetzen.
4.) Nicht jedem fällt es leicht, seine Träume zu leben. Es kann deshalb hilfreich sein, zunächst kleine Schritte zu wagen, sich immer wieder in unterschiedlichen beruflichen Situationen auszuprobieren, beständig weiter an sich zu arbeiten und zu überprüfen, ob auf diesem Weg die Ziele erreicht werden können.
5.) Mittelklassemitarbeiter, die sich verändern wollen, gelingt es oft, ihre Vorgesetzten auf sich aufmerksam zu machen beruflich weiter zu kommen. Bleibt die Anerkennung und Förderung aus, gilt es zu prüfen, ob ein Wechsel des Arbeitsplatzes eine bessere Alternative wäre.