Was wäre, wenn…

…ich studiert hätte, statt eine Ausbildung zur Teamassistentin zu absolvieren? Wie sehe meine berufliche Karriere aus, wenn ich mehr an mich geglaubt hätte und mir doch zugetraut hätte in unserer ausländischen Niederlassung zu arbeiten? Oder was wäre, wenn ich damals meine „Traumfrau“, meinen „Traummann“ angesprochen hätte, statt an mir zu zweifeln und zu denken, ich sei für sie, für ihn nicht gut genug? Wäre ich heute zufriedener im Beruf oder privat?

Immer wieder stehen wir vor Entscheidungen, die wir treffen müssen. Im Nachhinein stellen wir dann oft genug fest, dass wieder einmal die Zweifel an unseren Fähigkeiten uns daran gehindert haben, den Weg zu gehen, den wir uns eigentlich für uns gewünscht hatten. Aus Angst, aus Unsicherheit haben wir uns gegen die für uns bessere Alternative entschieden und sind jetzt enttäuscht über uns. Meist trauen wir uns allerdings nicht, unser Bedauern über eine mögliche falsche Route einzugestehen, sondern begründen unsere Entscheidungen mit vielen scheinbar sachlichen Argumenten. Etwa, dass ein Studium zu teuer, der Auslandsaufenthalt zu riskant oder der Traummann, die Traumfrau zu sehr Traum war. Dabei ist es hilfreich für uns, wenn wir unser Bedauern über eine verpasste Chance ernst nehmen. Dies kann uns dabei helfen, bei der nächsten Weggabelung genau zu prüfen, ob wir uns nicht doch den ungewöhnlicheren Pfad zutrauen möchten. Vorausgesetzt, wir schaffen es, zumindest für den Moment die Zweifel an uns selbst allein oder mit Hilfe von Freunden, eines Therapeuten oder eines Coachs abzubauen oder abzumildern.

Viele unserer Entscheidungen lassen sich später nicht mehr korrigieren. Wir müssen lernen, sie zu akzeptieren. Wir helfen uns dabei, wenn wir uns fragen, welche guten Folgen der von uns eingeschlagene Weg für uns hatte. Als Manager in der Zentrale haben wir vielleicht mehr Einfluss auf die Produkte unseres Hauses, als in der fernen Niederlassung in den USA.

Manchmal bekommen wir jedoch eine zweite Chance, einen ähnlichen Weg zu gehen, wie ursprünglich von uns erträumt. Etwa das Angebot unseres Betriebes, uns von der Teamassistentin zur Assistentin der Geschäftsleitung weiterzubilden und damit mehr Verantwortung zu übernehmen. Jetzt können wir unsere „Was wäre, wenn-Erfahrung“ gezielt einsetzen und uns fragen, worauf möchte ich in fünf oder zehn Jahren stolz sein. Bin ich lieber Teil eines dynamischen Teams oder die rechte Hand vom Firmenchef? Und dann entscheiden wir uns.

   

Checkliste

 

1.) Zu fast jedem Weg, den wir uns auswählen, gibt es eine Alternative, für die wir uns auch entscheiden können. Oft genug erlauben wir uns allerdings nicht, die für uns ungewöhnlichere Route zu gehen, sondern bleiben lieber auf den gewohnten Bahnen. Gelingt es uns, die Alternative nicht nur zu denken, sondern sie zu leben, kann dies ungeahnte Energien in uns freisetzen. Beispielsweise, wenn wir uns nach 10 Jahren für unseren Traumberuf entscheiden und noch einmal ganz von vorne anfangen.

 

2.) Haben wir uns beispielsweise dafür entschieden, lieber zwei Tage Urlaub zu machen, statt uns auf unsere Prüfung oder unsere Präsentation vorzubereiten, dann kann unser ehrliches Bedauern über die verpasste Chance uns helfen, uns weiter zu entwickeln, und wir werden uns beim nächsten Mal besser auf die gestellten Herausforderungen vorbereiten.

 

3.) Wir können nicht wissen, was gewesen wäre, wenn… Wir können jedoch versuchen zu sehen, welche Chancen in der jetzigen Situation liegen und uns dann wieder entscheiden, ob wir sie ergreifen oder links liegen lassen möchten.

 

Tipps zum Lesen

Roese, Neal: Ach, hätt‘ ich doch! Wie man Zweifel in Chancen verwandelt. Eichborn-Verlag, 2007, ISBN: 9783821856513

Willi, Jürg: Wendepunkte im Lebenslauf: Persönliche Entwicklung unter veränderten Umständen, 2007, Klett-Cotta Verlag, ISBN: 9783608944389

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