Ich bin ich
„In meinem letzten Mitarbeitergespräch empfahl mir mein Chef an meiner Ausstrahlung zu arbeiten“, begründete Ingrid K. ihren Wunsch nach einer Coaching-Stunde. Die 45jährige ist gelernte Verkäuferin. Sie hatte nach einer längeren Familienpause begonnen, wieder in einem großen Elektroeinzelhandelsgeschäft zu arbeiten. „Er möchte mich fördern, mich sogar zur Abteilungsleiterin machen. Allerdings findet er, dass ich dazu in meinem beruflichen Auftreten noch authentischer und überzeugender sein muss als bislang. Ich habe keine Idee, wie ich das machen soll.“
Im Laufe des Coaching Prozesses erkennt Ingrid K., dass ihre positive Ausstrahlung von ihrer Haltung zu sich und zu ihrer Umgebung abhängt und von ihrem inneren Gleichgewicht. Sie wusste, dass ihr Beruf ihr Freude bereitet, konnte sich jedoch selbst nicht sagen, dass sie eine gute Verkäuferin sei. Durch das Coaching lernte sie zunächst wahrzunehmen, dass sie eine besondere Begabung dafür hat, unsichere Kunden bei ihren Anliegen ruhig und überzeugend zu beraten und ihnen mit ihrer vertrauensvollen Art Sicherheit zu geben. Inzwischen genießt sie es, dass sie von ihren Kolleginnen und Kollegen als kompetente und sachkundige Verkäuferin geschätzt wird. Sie hat begonnen ihre Stärken zu erkennen und ihre Schwächen zu akzeptieren, ohne sie zu verdrängen. „Ich habe den Eindruck, ich komme allmählich bei mir an und kann dadurch mit meinem Gegenüber viel entspannter und offener umgehen. Ich verlerne es richtiggehend, mich zumindest innerlich dauernd zu kritisieren und in Frage zu stellen, und mich dadurch unscheinbarer zu machen, als ich in Wirklichkeit bin. Oder mich permanent zu fragen, ob ich überhaupt die Erwartungen aller erfüllen kann“, findet sie nach ein paar Wochen.
Die intensive Arbeit an ihrer Ausstrahlung unterstützt sie durch ein aktives Training ihrer Körperwahrnehmung. Mit Hilfe eines Kameratrainings entdeckt sie, dass sie ihr Gegenüber mit ihrem Lächeln und ihrem offenen Blick rasch für sich einnimmt. Durch einen zunehmend weicheren Gang, den sie bewusst vor dem Spiegel übt und den sie durch locker hängende Arme und eine aufrechte Körperhaltung noch unterstreicht, wirkt sie selbst bei größter Hektik in ihrem Geschäft entspannt und gesprächsbereit. Ruhige Gesten statt ihrer bislang zappeligen Armbewegungen verstärken den Eindruck einer kompetenten und zuverlässigen Mitarbeiterin. Ihren Chef hat sie überzeugt. Demnächst wird Ingrid K. ihre Abteilung leiten, zu ihrer Freude und zu der ihrer Kolleginnen und Kollegen.
Checkliste
1.) Die Ausstrahlung eines Menschen ist nicht von seiner äußeren Schönheit abhängig. Auf den ersten Blick unscheinbare Menschen können uns mit ihrer Souveränität, ihrer Gelassenheit und ihrer Präsenz im Raum innerhalb von Sekunden für sich einnehmen.
2.) Jeder Mensch kann seine Ausstrahlung verändern, wenn er dies möchte. Sobald wir anfangen, ja zu uns zu sagen, uns unseren Ängsten vor dem Versagen stellen, aufhören, es allen und jedem Recht zu machen, und allmählich lernen, uns bewusst in unserem Körper wahrnehmen und akzeptieren, beginnen wir unsere Ausstrahlung zu verwandeln.
3.) Eine offene, aufrechte Körperhaltung, eine klare Mimik und eine ruhige Gestik helfen uns, unsere Ausstrahlung weiter zu entwickeln. Manchmal genügt schon ein freundliches zugewandtes Lächeln, dass wir uns zunächst innerlich selber schenken und im Laufe der Zeit unserem Gegenüber: Schließen Sie 1 x täglich die Augen, lächeln Sie sich mit geschlossenen Augen mehrere Sekunden von Innen heraus an und genießen Sie es, im Spiegel zu entdecken, wie sich Ihr Gesicht verändert hat mit dieser kleinen Übung.
Tipps zum Lesen
Reiter, Michael, Ihre Ausstrahlung – erkennen, entwickeln und bewusst leben, 2010, Haufe Verlag, ISBN: 9783448092851