Sag zum Abschied leise Servus

… sangen Hans Moser und Peter Alexander zu ihren Zeiten mit großem Erfolg. Sicherlich, weil beide gute Künstler waren. Vielleicht jedoch auch, weil in Lied und Text das mitschwingt, was wir alle kennen und zum Abschied dazu gehört: die leise Trauer, der wehmütige Blick zurück und die – manchmal bange – Frage, was kommt als nächstes, was wird künftig sein?

In Deutschland gehen beispielsweise jährlich 800 000 Menschen in den Ruhestand. Sie verabschieden sich für immer aus einem langen Berufsleben. Jeden Sommer lassen Hunderttausende junger Menschen Schule oder Universität hinter sich. Wir wechseln unsere Arbeit und über Jahre vertraute Kollegen und Kolleginnen verschwinden aus unserem Blickfeld. Oder wir übergeben den eigenen Betrieb an unsere Nachfolger, überlassen anderen die Fortsetzung unseres mit viel Engagement aufgebauten Lebenswerkes.

Abschied zu nehmen heißt, ein Stück unseres bisherigen Lebens und Teile unserer vertrauten Gewohnheiten loszulassen. Und wir erleben es oft als schmerzhaft zu spüren, dass es nie wieder so sein wird, wie es einmal war.

Vielen von uns hilft es, „leise Servus“ zu sagen, indem wir uns ganz bewusst auf den letzten Tag vorbereiten. Indem wir beispielsweise zu einem schönen Abschiedsfest einladen, zu einem letzten Umtrunk im Kreis der Kolleginnen und Kollegen. Oder indem wir gemeinsam mit unseren Familien und Mitlernenden unser Abitur feiern, unseren Master, unser Staatsexamen und damit den Weggang aus der Universität zelebrieren. Währen die einen Wert darauf legen, ihre Abschiedsrituale selbst zu gestalten, vertrauen andere auf die Gepflogenheiten des Unternehmens oder der Institution wie Schule oder Universität.

Augenscheinlich brauchen wir Rituale des Abschieds. Mit ihnen gelingt es uns meistens besser, wirklich „Servus“ zu sagen und uns damit ganz bewusst vom Bisherigen zu verabschieden und hinter uns zu lassen. Und dann kann der Neuanfang kommen – bis zum nächsten Abschiedsfest.

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

 

1.) Damit der Abschied aus einem aktiven Berufsleben gelingt, kann es hilfreich sein, dem Abschied selbst viel Aufmerksamkeit zu widmen. Entscheiden Sie sich ganz bewusst für „Ihren“ letzten Tag. Wollen Sie ihn gestalten, wie jeden anderen Tag auch und dann ist das Arbeitsleben für Sie einfach für immer vorbei? Oder gehen Sie noch einmal zu allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bedanken sich dort für die gute Zusammenarbeit? Ein herzliches Dankeschön hat schon so manchen Abschied leichter gemacht.

 

2.) Hilfreich kann außerdem sein, genau zu überlegen, was Sie in den ersten Stunden und Tagen danach machen möchten. Wie wird Ihr Alltag aussehen, wenn Se Ihre Zeit von morgens bis abends selbst einteilen können? Brauchen Sie die Unterstützung Ihrer Familie, Ihrer Freunde, damit Ihnen der Übergang in neue Gewohnheiten gelingt? Ist für Sie ein neues Hobby wichtig oder eher die Möglichkeit, endlich nichts mehr tun zu müssen, sondern nur noch selbst bestimmt leben zu können.

 

3.) Ehe Sie eine neue Stelle antreten, notieren Sie sich, was Ihnen in der Vergangenheit besonders gut gelungen ist. Schreiben Sie sich eine Liste Ihrer Stärken. Das Lob Ihres Chefs, Ihrer Chefin oder die wohlmeinenden Abschiedsworte Ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können Sie dabei unterstützen, die möglichen Anfangsschwierigkeiten in der neuen Tätigkeit leichter zu bewältigen.

 

4.) Wenn Sie das Gefühl haben, in der Vergangenheit einen Abschied nicht bewusst genug gestaltet zu haben, dann versuchen Sie jetzt, sich ganz bewusst von der damaligen Situation zu verabschieden.

 

5.) Und ob Sie Ihren Abschied „laut“ oder „leise“ gestalten, entscheiden Sie. Ein Abschied ist es immer.

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

 

Felden, Birgit, Pfanneschwarz, Armin, Unternehmensnachfolge

2008, Oldenbourg Verlag, ISBN 978-3486585933

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