Kreativitätstraining à la Mickey Mouse

Für Walt Disney waren seine Kreativität und die seiner Mitarbeiter bares Geld. In seinem Unternehmen in Hollywood ließ er eigens einen Kreativraum bauen, dessen Betreten allerdings an klare Bedingungen geknüpft waren: Alle Ideen, die in diesem Raum geboren wurden, waren grundsätzlich gut. Bedenken, Einwände, Kostenberechnungen durften in diesen vier Wänden nicht geäußert werden. Dafür gab es andere Orte in der Welt der Mickey Mouse. Der große Filmproduzent wusste, Kreativität braucht Schutz, braucht Zeit zum Wachsen und Reifen, braucht oft auch einen besonderen, einen ausgezeichneten Ort. Und Kreativität braucht Wertschätzung. Jede Idee, auch wenn sie im ersten Moment noch so verrückt oder schräg klang, wurde im Hause Disney ernst genommen und für gut befunden. Dass sich am Ende von vielen hundert ersten Ideen nur wenige durchsetzten, gehörte für Walt Disney zum kreativen Prozess dazu.

Doch damit nicht genug. Der Hollywood-Produzent entwickelte ein Kreativitätstraining, das heute unter der Walt Disney Methode bekannt ist und wohl zu den am meisten genutzten gehört. Die Methode kann entweder allein oder zu mehreren angewendet werden: Zu einem Problem nimmt eine Person oder nehmen mehrere Personen unterschiedliche Rollen ein, und das Problem wird dann aus der jeweiligen Perspektive dargestellt oder darüber gesprochen: Aus der Perspektive des Träumers, aus der des Realisten, der des Kritikers und der des Neutralen. Falls nötig, wechseln die einzelnen Personen ihre Rollen solange, bis sie aus dem mehrfachen Perspektivenwechsel eine konkrete Idee für die Lösung des Problems entwickelt haben.

Eine andere Kreativitätstechnik ist das kreative Visualisieren. Wenn Sie sich etwa fragen, wie Ihre berufliche Zukunft aussehen könnte, dann nehmen Sie sich ein bis zwei Stunden Zeit und drehen Sie in Gedanken einen Film darüber, wie Ihr Arbeitsleben in zehn Jahren aussehen soll. Notieren Sie alles, was Ihnen ein- und auffällt. Die Farben, die Geräusche, die Personen, der Geruch, den Ort, wo Sie arbeiten. Schauen Sie sich zu, wie Sie Ihren Arbeitstag in 10 Jahren beginnen und wie Sie diesen beenden. Und nachdem Sie aus Ihrem Kopfkino wieder ins Hier und Jetzt zurückgekehrt sind, fragen Sie sich, welche Schritte Sie unternommen haben, damit Sie diese berufliche Entwicklung geschafft haben –von heute an bis in zehn Jahren. Notieren Sie sich Ihre Schritte. Und dann lehnen Sie sich erst einmal zurück und genießen Sie Ihre Zukunft, ehe Sie beginnen, Sie kreativ anzupacken.

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

 

1.) Vertrauen Sie Ihrer Intuition. Wenn Ihnen spontan etwas Gutes einfällt, halten Sie es fest, schriftlich oder als Zeichnung.

 

2.) Gängige Kreativitätstechniken sind neben dem Visualisieren und der Walt Disney Methode das Brainstorming und das Mind-Mapping, Wortassoziationen, Spornfragen …

 

3.) Ein gutes Kreativitätstraining sind auch Kunstausstellungen, Musikaufführungen und Theatervorstellungen, Reisen und Sport.

 

4.) Nicht jede Kreativitätstechnik ist für jedes Problem und für jeden Menschen die richtige. Bitte probieren Sie verschiedene Techniken aus und entscheiden Sie sich dann für diejenige, die für Sie stimmt.

 

5.) Kreativität braucht eine anregende Umgebung. Diese sieht jedoch bei jedem Menschen anders aus. Einfälle kommen beim Yoga, während der Kaffeepause, beim Ruhen auf der heimischen Couch, bei einem anregenden Gespräch mit der Freundin, dem Freund im netten Café nebenan, dem langen Spaziergang oder im regen Gedankenaustausch mit den Kollegen und Kolleginnen im (nüchternen) Büro oder Konferenzraum.

 

6.) Mit Hilfe von Kreativitätstechniken können Ihr Coach und Sie herausarbeiten, welche Stärken Sie im Beruf haben, und welche bis dahin für Sie noch nicht so konkreten Berufsziele Ihnen innerlich doch schon längst vorschweben.

 

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

 

Holm-Hadulla, Rainer M., Leidenschaft: Goethes Weg zur Kreativität

2008, Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, ISBN 978-3525404096

 

Knieß, Michael, Kreativitätstechniken: Methoden und Übungen

2006, dtv Verlag,

ISBN 978-3423509060

 

Seifert, Josef W., Visualisieren, Präsentieren, Moderieren

2007, Gabal Verlag, ISBN 978-3930799008

 

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