Wenn wir uns im Beruf falsch einschätzen…
Zu seiner eigenen überraschung bekam Thorsten X. anstatt einer Beförderung die Kündigung. Dabei hatte der studierte Hochbauingenieur seine Karriere sorgfältig geplant. Allerdings hatte er dabei vergessen, dass er seine persönlichen Karriereplanungen immer wieder an der Realität im Unternehmen und an die an ihn gestellten Anforderungen hätte anpassen müssen. Er glaubte, sein im Studium erworbenes Wissen qualifiziere ihn für viele Jahre. Hinweise seines Chefs, sich um seine persönliche und berufliche Fortentwicklung zu bemühen, ignorierte er. Er war sich und seinem Job gut genug und von seinen Fähigkeiten völlig überzeugt.
Selbsteinschätzungen, die an der beruflichen Realität vorbei gehen, sind bei über 50% der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen die Ursache für das (für sie unerwartete) Scheitern ihres beruflichen Fortkommens. Besonders das Arbeiten im Team ist für viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen immer noch eine zu große Herausforderung.
Auch das Ignorieren der besonderen Spielregeln im jeweiligen Unternehmen kann fatal sein und die Karriere schneller als geplant beenden.
Wenn ich das Scheitern meiner Karriere jedoch dazu nutze, etwas daraus zu lernen, dann kann diese zunächst schmerzhafte Erfahrung auch hilfreich und Karriere fördernd sein. Wenn ich etwa die Fehler nicht bei anderen suche, sondern meine Stärken und meine Defizite nüchtern analysiere und dann noch prüfe, ob die angestrebte Karriere und meine beruflichen Ziele wirklich die richtigen für mich sind, dann kann das zunächst falsche Einschätzen meiner beruflichen Fähigkeiten oft genug der Ausgangspunkt für einen befriedigenden und erfolgreichen Berufsalltag sein.
Checkliste
Die Checkliste „Wenn wir uns im Beruf falsch einschätzen…“ verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.
1.) Karriereratgeber können sehr hilfreich sein. Prüfen Sie jedoch genau, ob die Ratschläge auf Ihre berufliche Situation zutreffen.
2.) Lassen Sie sich nicht irritieren von Ratgeberbüchern zur Karriere, in denen genau drin steht, welcher Schritt auf den gerade von Ihnen gegangenen folgen muss. Interpretieren Sie die Informationen für sich selbst.
3.) Versuchen Sie, Ihre Defizite bei sich herauszufinden. Bemühen Sie sich darum, wenn Sie die Möglichkeit haben, diese Defizite zum Anlass zu nehmen, sich weiter zu bilden und weiter zu entwickeln. Oft genug sind Defizite, an denen Sie arbeiten, Ausgangspunkte für neue berufliche Möglichkeiten.
4.) Machen Sie eine Liste Ihrer beruflichen Ziele und halten Sie für sich fest, in welchem Zeitraum Sie diese erreichen möchten. Sprechen Sie mit Ihrer Familie, Ihrer Frau, Ihrem Mann, Ihren Freunden oder einem Fachmann darüber.
5.) Schreiben Sie sich eine Stellenanzeige, in der Sie Ihre beruflichen Stärken aufzählen und überprüfen Sie, ob Sie diese in Ihrer jetzigen Tätigkeit verwirklichen können.
Tipps zum Lesen
Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:
Backhausen, Wilhelm J.: Irrgarten des Managements
Versus Verlag, 2007, ISBN 978-3-03909-111-0
Kraus, Georg, Becker-Kolle, Christel, Fischer, Thomas: Handbuch Changemanagement
Cornelsen, 2007, ISBN 3-589-23651-5
Meier, Daniel: Wege zur erfolgreichen Teamentwicklung
SolutionSurfer, 2005, ISBN 3-8334-0668-2
Sher, Barbara: Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will
dtv-Verlag, 2005, ISBN 3-423-24448-8