Konflikte und Kritik – Motoren für Innovationen?

Woher er den Mut nahm, ist nicht überliefert. Begeistert feierte das Management von Motorola 1979 mit Geschäftspartnern die damaligen Erfolge des Unternehmens. Da stand Art Sundry mitten in den Feierlichkeiten auf und verkündete vor allen Managern und Gästen des Hauses: „Das eigentliche Problem bei Motorola ist, das unsere Qualität zum Himmel stinkt.“ Seine impulsiv vorgetragene Kritik brachte ihm nicht etwa den Verlust des Jobs ein, sondern löste bei Motorola einen langfristigen Wandel aus. Die Unternehmensleitung überprüfte die Kritik ihres Mitarbeiters an den eigenen Produkten und ließ für Motorola „Six Sigma“ entwickeln. Seit Mitte der 80er Jahre wird dieses Instrument zur Verbesserung der Qualität der Produkte und des Qualitätsmanagements bei Motorola – und inzwischen vielfach weiterentwickelt – auch in vielen anderen Unternehmen eingesetzt.

Die Entwicklung von Six Sigma ist eines von vielen Beispielen, wie fachliche Kritik eines engagierten Mitarbeiters zu innovativen Lösungen in einem Betrieb führen kann. Vorausgesetzt, ein Unternehmen, eine Behörde, eine Institution ist offen für die Anregungen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein wichtiges Instrument ist dabei die Konfliktkultur, die im Unternehmen gepflegt wird. Sie basiert auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen, dem Zulassen von vielfältigen Ansichten und Meinungen und der Fähigkeit der Unternehmensleitung und der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, kritische äußerungen zu Arbeitsprozessen und -abläufen positiv zu übersetzen, in ungewöhnliche Gedanken umzuformulieren und womöglich gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Manchmal hilft es, wenn sich Chefs oder Chefinnen und ihre entsprechenden Abteilungen zusammensetzen und zunächst in einem so genannten „destruktiven Gedankenspiel“ herausarbeiten, was passieren würde, wenn alle ihre derzeitigen konfliktreichen Standpunkte beibehalten und sich die unterschiedlichen Interessen der einzelnen Abteilungen weiter verfestigen. Manchmal brauchen Unternehmen dabei die Hilfe von einem Coach oder Unternehmensberater. Das „eigene Haus gemeinsam gedanklich an die Wand zu fahren“ kann dann oft übersetzt werden in neue Ideen und in kreative Wege zu deren Umsetzung.

Offenbar besonders erfolgsversprechend kann es sein, den eigenen Standpunkt selbstkritisch anzusehen und bei entsprechendem Ergebnis diesen zu verändern. Microsoft-Gründer Bill Gates hat dies Mitte der 90er Jahre getan. Bis dahin hatte er nicht so recht an die Chancen des Internets geglaubt und sein Unternehmen hinkte in diesem Bereich seinen Konkurrenten weit hinterher. Als er seine Fehleinschätzung erkannte, entwickelte er für Microsoft eine neue Strategie, die es dem Unternehmen in kurzer Zeit half, erfolgreich in die Internet-Technologie einzusteigen.

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

 

1.) Fachliche Kritik kann zu weit reichenden Innovationen führen.

2.) Versuchen Sie, fachliche Kritik positiv umzuformulieren. Kritik an Ihren zu langen und unstrukturierten Teamsitzungen beispielsweise kann – positiv übersetzt – dazu führen, dass Sie die Leitung einem gut organisierten Mitarbeiter übergeben und die Themen der Sitzungen vorab mit ihm besprechen.

3.) Offenheit und Vertraen sind wichtige Voraussetzungen für eine Konfliktkultur im Betrieb oder in einer Behörde. Dazu verhilft beispielsweise, wenn Konflikte zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und / oder deren Vorgesetzten rasch und Ziel führend gelöst werden.

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

 

Haasen, Nele: Mut zu klaren Worten – Wie Frauen sich in Konfliktgespräche behaupten, Kösel Verlag, 2007, ISBN 978-3-466-30626-8

 

Herzlieb, Heinz-Jürgen: Konfliktpotentiale erkennen – in Konfliktsituationen souverän agieren, Cornelsen Verlag, 2008, ISBN 358923438

Pöhlmann, Simone: Streiten will gelernt sein: Die kleine Schule der fairen Kommunikation, Herder Verlag, 2008, ISBN: 345105454

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